Der Literaturnobelpreisträger Thomas Mann gehört zu den bedeutendsten Schriftsteller*innen des 20. Jahrhunderts. Mit Romanen wie „Buddenbrooks“ und „Der Zauberberg“ wurde er weltberühmt. Mann war verheiratet und hatte sechs Kinder. Doch tatsächlich dürfte er homosexuell oder zumindest bisexuell gewesen sein, wie dieses Buch zeigt. Der Journalist Oliver Fischer hat dazu mehrere Jahre recherchiert. So zeigen viele Briefe und Notizen von Mann, wie schwer er sich mit seinen homosexuellen Gefühlen getan hat. Mit dem befreundeten Kunsthistoriker Otto Grautoff, der sich auch erotisch zu Männern hingezogen fühlte, konnte sich der Schriftsteller offen darüber austauschen. In ihren Briefen „geht es immer wieder um die schwierige Sexualität der beiden Männer, von der sie verzweifelt loskommen wollen“, schreibt der Autor. Gleichzeitig gibt die Korrespondenz „einen tiefen Einblick in die zerstörerische Wirkung einer homophoben Kultur“. Laut Fischer habe Mann einen „selbstzerstörerischen Kampf gegen seine Sexualität“ geführt. Als Grautoff einmal einen „Rückfall“ hatte, schrieb Mann: „Es ist ein langsames, behutsames Schwächen und Abdorrenlassen des Triebes notwendig.“ Doch es gab auch Zeiten, in denen Mann sich verliebte. Seine größte Liebe war der Maler Emil Friedrich Ehrenberg. Dieser war für den Schriftsteller „drei, vier Jahre lang das Zentrum der Welt“, wie der Autor herausgefunden hat. Paul sei der einzige Geliebte gewesen, mit dem Mann zeitweise so etwas wie einen Alltag geteilt habe. „Die tiefe und zugleich unerfüllte Liebe zu Paul Ehrenberg hat Mann ein Leben lang beschäftigt“, heißt es in dem Buch. So tauchte Ehrenberg in vielen Erzählungen und Romanen von Mann auf. Das Buch bringt damit interessante Einblicke in das Leben des bekannten Schriftstellers.
Oliver Fischer: „Man kann die Liebe nicht stärker erleben“. Rowohlt Verlag, Hamburg 2024.