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Kultur

Lesbische Sichtbarkeit

Susanne Kalka, Helene Traxler: Lesbisch, Feministisch, Sichtbar

Querverlag, Berlin 2020.

Wenn von Homosexualität oder von der LGBTIQ*-Community die Rede ist, sind Lesben meist mitgemeint. Doch in der öffentlichen Wahrnehmung kommen sie kaum vor. Das soll sich mit diesem Buch ändern. Darin werden 40 starke lesbische Frauen, die im deutschsprachigen Raum leben, vorgestellt. Diese selbstbewussten und feministischen Frauen gelten als Role Models für lesbische Sichtbarkeit. Das Besondere an dem Buch ist die Vielfalt an unterschiedlichen Lebensentwürfen. Es werden nicht nur Lesben, die schon in der Öffentlichkeit stehen, sondern auch weniger bekannte Frauen porträtiert. Sie kommen aus unterschiedlichen Bereichen – vom Sport über Wissenschaft bis hin zur Kunst. In dem Buch finden sich auch beeindruckende Biografien von Frauen, die in Österreich leben. Ein Beispiel ist die Lebensgeschichte von Henrie Dennis, Gründerin und Vorsitzende von Afro Rainbow Austria, die in Nigeria aufgewachsen und als Asylsuchende nach Österreich gekommen ist. Während es in Nigeria darum ging, geschützte Orte für lesbische Frauen zu finden, musste sie in Österreich vor allem gegen rassistische Vorurteile ankämpfen. Auf lesbischen Partys in Wien war sie oft die einzige afrikanische Frau. Sie fühlte sich einsam und fremd. Daher baute sie mit Afro Rainbow Austria ein Netzwerk auf. Eine starke Frau ist auch Sandra Selimović, die in Serbien geboren und in Wien aufgewachsen ist. Sie ist eine Vorkämpferin für die Rechte von Frauen und LGBTIQ*-Personen innerhalb der Roma-Community. Als Schauspielerin, Regisseurin und Rapperin kämpft sie gegen Diskriminierung, Rassismus und Antiromaismus. Jede vorgestellte Frau zeigt, wie wichtig es ist, den eigenen Weg zu gehen. Das Buch sollte nicht nur von Lesben gelesen werden.

Von Christian Höller

Christian Höller ist Psychotherapeut und hat eine Praxis in Wien.