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Coming-out im Fußball

Auch im österreichischen Fußball sind queerfeindliche Töne keine Seltenheit wie die jüngsten Vorfälle bei Rapid zeigen. Dazu passt das Buch „Mutproben“ des früheren deutschen Profifußballers Thomas Hitzlsperger. Sein schwules Coming-out vor zehn Jahren sorgte weltweit für Schlagzeilen. Für ihn war ein öffentliches Outing lange Zeit das Schlimmste, was er sich vorstellen konnte. Immer wieder heißt es, es hänge mit den unkalkulierbaren Reaktionen der Fans zusammen, dass sich niemand im Fußball oute. Doch laut Hitzlsperger entspricht das nur einem Teil der Wahrheit. Viel entscheidender sei die Situation in der Kabine. „Es ist nun mal sehr intim in so einer Kabine, man duscht zusammen, man ist sich körperlich nah“, schreibt der Autor. In seinem Buch macht er deutlich wie beinhart das Leben als Fußballprofi ist; denn er habe nie Schwäche zeigen dürfen. Ständig habe er Angst gehabt, nicht gut genug zu sein. „Vor Tausenden von Zuschauern zu versagen (wenn das Fernsehen dabei ist, vor Millionen) – das ist ein unübertroffen beschissenes Gefühl“, so Hitzlsperger. Als Hochleistungssportler sei er ständig mit anderen verglichen worden. Besonders schlimm seien die Fanforen im Internet mit niederträchtigen und hetzerischen Reaktionen gewesen. Hitzlsperger hat zwar Millionen verdient, doch Geld heile nicht, schreibt er. Besonders schlimm sei es für ihn gewesen, als der Körper nicht mehr funktioniert habe. So habe er unter unkontrollierten Schwitzanfällen gelitten. „Leistungssportler sind komplett abhängig vom Körper. Der Körper ist es, der sie berühmt und wohlhabend macht“, schreibt er. Hitzlsperger musste daher den Körper stählen und ihm alles abverlangen.

Thomas Hitzlsperger mit Holger Gertz: Mutproben. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2024.

Von Christian Höller

Christian Höller ist Psychotherapeut und hat eine Praxis in Wien.