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Queer und Migrationserfahrungen

Wie schwierig es queere Menschen aus Ex-Jugoslawien haben, zeigt dieser bezaubernde und streckenweise unkonventionelle Roman. Es geht um Krieg, Traumata, Flucht, schwierige Beziehungen, Identitätsfindung und queere Emanzipation. Geschrieben hat ihn Pajtim Statovci, ein finnisch-kosovarischer Schriftsteller. Er wurde 1990 im Kosovo geboren. Als er zwei Jahre alt war, zogen seine albanische Eltern mit ihm nach Finnland. Die Familie ist muslimisch, was im christlichen Finnland eine Herausforderung ist. Hinzu kommt, dass Statovci schwul ist. Die Diskriminierungserfahren haben ihn geprägt, wie seine Bücher zeigen. Der Autor gehört heute zu den Shootingstars der europäischen Literatur. Dieser Roman handelt von einer Familie, die nach dem Kriegsausbruch aus dem Kosovo nach Finnland geflohen ist. In dem Roman heißt der Sohn Bekim. Er ist queer und tut alles, um sich in Finnland zu integrieren. Trotzdem wird er auch als Erwachsener wie ein Außenseiter behandelt. Sein Vater sagt, dass sich Ausländer ein dickes Fell zulegen müssen. „Wir waren zu Leuten geworden, die sich mit solchen anfreundeten, die unterdrückt und nicht gemocht wurden“, heißt es in dem Roman. Das erste Gefühl, dass Bekim als Kind „eindrücklich wahrnahm, war die Scham“. Den ganzen Roman hindurch zieht sich das Gefühl der Einsamkeit. Manche Begebenheiten sind skurril: Bekim bekam von seiner Katze Handynachrichten. Er erzählte der Katze von seinen Wünschen und Ängsten. Die Katze jedoch versteht sich nicht mit der meterlangen Schlange, mit der Bekim lebt. Gerade die bizarren Schilderungen mit der Katze und der Schlange sind es, die dafür sorgen, dass die Leser*innen den Roman nicht so schnell vergessen werden.

Pajtim Statovci: Meine Katze Jugoslawien. Aus dem Finnischen von Stefan Moster. Luchterhand Literaturverlag, München 2024.

Von Christian Höller

Christian Höller ist Psychotherapeut und hat eine Praxis in Wien.