Dieses Buch enthält elf Beiträge von Studierenden mit Geschichten über die queere Community in Österreich, die teilweise noch nie erzählt worden sind. Das Besondere ist, dass jede Geschichte mit einem wichtigen Gegenstand aus der queeren Community zu tun hat. Dazu haben sich die Studierenden im Wiener Archiv QWIEN auf Spurensuche begeben. Im ersten Beitrag geht es um zwei verbogene Alu-Stangen, die in QWIEN zwischen Bibliotheksregalen unter der Decke lagen. Die Autorin Livia Suchentrunk dachte zunächst, dass es sich um Sperrmüll handelt. Doch Nachforschungen ergaben, dass die Alustangen mit einer aufwühlenden Episode in der queeren Geschichte zusammenhängen. An den Stangen hing ein Transparent, das die Anerkennung von homosexuellen Personen als Opfer des Nationalsozialismus forderte. Getragen wurde es von Aktivist*innen der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien und der (Türkis) Rosa Lila Villa im November 1988 am Wiener Albertinaplatz. Polizistinnen rissen das Transparent von den Alustangen und zerfetzten es. In einem anderen Beitrag geht es um einen Lebkuchen in Rosa-Winkel-Form aus den 1980er Jahren. Der Lebkuchen wird bei QWIEN in einer unauffälligen Pappschachtel mit Papierservietten aufbewahrt. Er erinnert an homosexuelle Häftlinge in Konzentrationslagern während der NS-Zeit. Ein Artikel beschäftigt sich mit der (Türkis) Rosa Lila Villa, die 1982 als erstes Lesben- und Schwulenhaus Wiens ihre Türen öffnete. Spannend sind auch die Hintergründe von zwei signierten Fußbällen aus Schaumstoff. Diese stammen vom Wiener Tuntathlon anlässlich der Fußball-Europameisterschaft 2008. Dabei handelt es sich um einen Wettbewerb von selbsternannte Tunten jedweder Genderidentität im Handtaschenwurf, Synchronbügeln und Stöckelschuh-Staffettenlauf.
Andreas Brunner, Sebastian Felten, Hannes Sulzenbacher (Hrsg.): Queer Vienna: Einblicke in ein Bewegungsarchiv – Æther Nummer 8. intercom Verlag, Zürich 2023. Queer Lives 1900-1950. Hirmer Verlag, München 2023.
