Auf dieses Buch haben queere Menschen im deutschsprachigen Raum lange gewartet: Erstmals werden in diesem 576 Seiten umfassenden Sammelband wichtige Schlüsseltexte der Queer Studies auf Deutsch veröffentlicht. Bereits das 92 Seiten lange Vorwort enthält wertvolle Informationen über die Queer Studies, wie deren Geschichte, deren Problemfelder sowie deren kommende Genealogien. Bei den Queer Studies handelt es sich um eine wissenschaftliche Disziplin, die viel weiter gefasst ist als das, was oft herkömmlich unter „Queer Theory“ verstanden wird. Zu den Queer Studies gehören beispielsweise auch historische und empirische sozialwissenschaftliche Forschungen. In dem vorliegenden Buch ist erstmals die ins Deutsche übertragene und gekürzte Version der Einleitung zu Eve Kosofsky Sedgwicks Monographie „Epistemology of the Closet“ abgedruckt. Die Monographie gehört neben Judith Butlers „Gender Trouble“ zu den beiden Klassikern und Gründungstexten der Queer Studies. Obwohl „Epistemology of the Closet“ bereits 1990 in den USA veröffentlicht wurde, steht die Übersetzung des ganzen Buches in Deutsche bis heute aus. Die meisten Autor*innen, deren Texte in diesem Band veröffentlicht werden, sind im deutschsprachigen Raum bekannt. Trotzdem sind viele ihrer wichtigsten theoretischen Beiträge bisher nicht übersetzt worden. Somit schließt der Sammelband eine Lücke. Denn wenn Publikationen nicht übersetzt werden, werden sie im deutschsprachigen Raum oft nicht diskutiert. Das Buch enthält bedeutende Arbeiten, die von Schwarzen Feminismen und Feminismen of Color beeinflusst sind. Diese Publikationen haben zu dem beigetragen, was als „Queer of Color Critique“ bekannt wurde. Lesenswert ist auch der Text „Zwangsabilität und queere/behinderte Existenz“, der in den Disability Studies viel Beachtung findet.
Mike Laufenberg und Ben Trott (Hrsg.): Queer Studies. Suhrkamp Verlag, Berlin 2023.
Aus dem Englischen von Thomas Atzert und Zacharias Wackwitz