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Queere Menschen in Auschwitz

Es ist dem Querverlag und den Herausgeber*innen zu danken, dass dieses Buch erschienen ist. Darin geht es um das Gedenken und die Erinnerung an sexuelle Minderheiten im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz. Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau war das größte Vernichtungslager im Nationalsozialismus. In Deutschland und in Österreich hat es lange gedauert, bis in vielen Gedenkstätten von ehemaligen Konzentrationslagern auch an das Leid von homosexuellen Menschen erinnert wird. Dazu haben vor allem LGBTIQ*-Organisationen beigetragen. Ihre Bemühungen sorgten oft für Widerstand, doch schließlich konnten sie ihr Ziel erreichen. In der Gedenkstätte des staatlichen Museums von Auschwitz-Birkenau jedoch erinnert bis heute nichts an das Leid von homosexuellen Menschen. Nun haben sich Historiker*innen aus Polen und Deutschland organisiert, um dieses Buch zu veröffentlichen. Zu Beginn betonen die Herausgeber*innen, dass jeder Mensch zählt und dass Minderheiten nicht gegeneinander aufgebracht werden sollen. Dies ist leider in den meisten Konzentrationslagern geschehen, wo Angehörige sexueller Minderheiten als am „niedrigsten“ angesehen und von vielen Mitgefangenen so behandelt wurden. In dem Buch übernehmen die Forscher*innen nicht die heteronormativen Definitionen der Nazis. Denn offiziell haben die Nazis nur Männer nach Paragraph 175 verurteilt (in Österreich war die Situation anders). Doch tatsächlich wurden auch Frauen, trans*Personen und andere sexuelle und geschlechtliche Minderheiten verfolgt. Sie wurden nach anderen Gesetzen als „Asoziale“ oder „Kriminelle“ bestraft, viele von ihnen wurden ermordet. Hinzu kommt, dass zahlreiche homosexuelle Menschen als jüdisch ins Konzentrationslager deportiert wurden, aber doch war Homosexualität Teil ihrer Identität.

Joanna Ostrowska, Joanna Talewicz-Kwiatkowska, Lutz van Dijk (Hrsg.): Erinnern in Auschwitz. Querverlag, Berlin 2020.

Von Christian Höller

Christian Höller ist Psychotherapeut und hat eine Praxis in Wien.