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Kultur

Queer und schwarz

Brontez Purnell gehört zu den bekanntesten queeren Künstler*innen in den USA. Er ist Musiker, Performancekünstler, Regisseur und hat auch bemerkenswerte Bücher geschrieben. Dem Albino-Verlag ist es zu verdanken, dass nach dem preisgekrönten Roman „Alabama“ nun auch das Buch „100 Boyfriends“ auf Deutsch erschienen ist. Hier geht es viel um Erotik und Sex. Der Autor erzählt in Kurzgeschichten von intensiven Begegnungen mit 100 Boyfriends. Ob es sich um reale oder fiktive Situationen handelt, wissen wir nicht. Es sind absurde, komische und teilweise chaotische Szenen. Es geht um One-Night-Stands bis hin zu alten Liebschaften, die aufgewärmt werden. Die Männer bekommen am nächsten Morgen beim Aufwachen einen Schrecken, weil sie nicht wissen, wo sie sie sich befinden und wer neben ihnen im Bett liegt. Handelt es sich um einen attraktiven Menschen, sind sie beruhigt. Die Protagonisten vergnügen sich mit Ehemännern ihrer Arbeitskollen, amüsieren sich an verschiedenen Orten und verschrecken Rassisten. Die Männer haben eine lesbische Lieblingsdealerin und treffen über Dating-Anzeigen auf Satanisten, die Kondome mit umgekehrtem Pentagramm-Logo benutzen. Sie diskutieren darüber, wie es der offen schwule US-Regisseur Joel Schumacher geschafft hat, mit 10.000 bis 20.000 Personen geschlafen zu haben. Trotz aller Abgründe zeichnet sich das Buch durch einen lebensbejahenden Humor aus. Wobei hinter den Geschichten auch eine ernste Seite steckt. Bei den Protagonisten handelt es sich um junge Männer, die arm, schwarz und queer sind. Sie suchen nach Zugehörigkeit in einer Welt, die oft nichts von ihnen wissen will.

Brontez Purnzell: 100 Boyfriends. Albino Verlag, Berlin 2021.
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Harriet Fricke

Von Christian Höller

Christian Höller ist Psychotherapeut und hat eine Praxis in Wien.