Heute leben mehr Menschen alleine als je zuvor. Der schwule Autor Daniel Schreiber hat ein Buch mit Gedanken über das Alleinsein geschrieben. Schreiber hatte früher Beziehungen, nun ist er single. Die Zeit, in der er alleine war, füllte er mit Affären, One-Night-Stands und romantischen Obsessionen. Mittlerweile ist er älter. Seinen Worten zufolge zeichne sich „die schwule Welt des Lebens und Begehrens durch eine gewisse Gnadenlosigkeit“ aus, die ab einem bestimmten Alter dafür sorge, „dass man unsichtbar bleibe“. Doch auch viele Heteros sind alleine. Der Autor fragt sich, wie man lernt, mit dem Alleinsein zu leben, ohne dass es weh tut. Besonders in den Wochen rund um Weihnachten und um den Jahreswechsel fällt ihm das Alleinsein schwer. Dann habe er das Gefühl, gescheitert zu sein. In unserer Gesellschaft wird das Fehlen einer Liebesbeziehung als „ein persönliches Scheitern wahrgenommen, als eine Folge mangelnder Attraktivität, mangelnden wirtschaftlichen Erfolgs, mangelnder psychischer Fitness“. Die Einsamkeit schwillt an und ebbt wieder ab. „Es ist immer einfacher, sich selbst davon zu überzeugen, dass man den Schmerz gar nicht empfindet, den man der Welt aus Stolz nicht zeigen möchte, als diesem Schmerz tatsächlich ins Auge zu sehen und mit ihm umzugehen“, so der Autor. Schwer war für ihn die Corona-Pandemie. Gleichzeitig ist Einsamkeit in unserer Gesellschaft ein Tabuthema. Es ist schwierig, zuzugeben, einsam zu sein. Viele Menschen schämen sich dafür. Dabei kann gerade das Reden darüber dem Thema die Scham nehmen und Menschen zeigen, dass sie damit nicht alleine sind. Danke an den Autor, dass er den Mut hat, seine persönlichen Erfahrungen mitzuteilen.
Daniel Schreiber: Allein. Hanser Verlag, Berlin 2021.