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Kultur

Aufstand gegen Schönheitsnormen

Elisabeth Lechner: Riot, don’t diet! Aufstand der widerspenstigen Körper. Kremayr&Scheriau-Verlag, Wien 2021.

Ob dick, alt, Schwarz, behaart, behindert: Wer nicht bestimmten Schönheitsnormen entspricht, wird oft ausgegrenzt. Die Kulturwissenschafterin Elisabeth Lechner, die in der Wiener Arbeiterkammer arbeitet, ruft die Menschen zur Schönheitsrevolution auf – zum Aufstand der widerspenstigen Körper. Sie schreibt in ihrem Buch, dass wir lernen müssen, Schönheit politisch zu sehen. So reichen die Rufe nach Body Positivity und Selbstliebe nicht aus, sondern die derzeitigen Schönheitsideale werden vom Neoliberalismus, vom Kapitalismus, vom Patriarchat und vom Kolonialismus vorgegeben. Die Kosmetik- und Schönheitsindustrie verdient Milliarden mit dem Schönheitswahn. Menschen, die sich als hässlich empfinden, geraten unter Druck. Sie hassen sich für ihr Aussehen. Die Autorin appelliert, den Selbsthass aufzugeben. Die Wut soll sich vielmehr gegen das System richten. Auch eine queere Revolution ist angesagt. Denn queere Menschen werden vom heteronormativen System nur akzeptiert, wenn sie sich zu erfolgreichen Vorzeige-Lesben oder -Schwule entwickeln. Von ihnen wird verlangt, ein bürgerliches und angepasstes Leben zu führen, die Sexualität nicht zu thematisieren und monogam zu sein. Das transnormative System wiederum bevorzugt trans*Menschen, die als cis-Menschen gelesen werden. Dies erhöht den Druck auf trans*Menschen, ihre Transition zu beschleunigen und viel Zeit und Geld zu investieren, um nicht als trans wahrgenommen zu werden. Daher braucht es nicht nur eine Körperrevolution, sondern auch eine Geschlechterrevolution. Das System der Zweigeschlechtigkeit soll unbedeutend werden. Und es soll egal werden, wie Menschen aussehen.

Von Christian Höller

Christian Höller ist Psychotherapeut und hat eine Praxis in Wien.