Kategorien
Kultur

Sexualitäten und Corona

Initiative Queer Nations: Jahrbuch Sexualitäten 2021. Wallstein-Verlag, Göttingen 2021.

Jedes Jahr erscheint von der „Initiative Queer Nations“ ein Jahrbuch mit aktuellen Beiträgen zur sexuellen Vielfalt. Gleich zu Beginn gibt es einen lesenswerten Essay über die sozialen, psychischen und sexuellen Auswirkungen von Corona. Es wird der Frage nachgegangen, ob und wie sich die Sexualität in der Pandemie verändert hat. So zeigten Umfragen eine Intensivierung von sexuellen und romantischen Beziehungen und eine relative Zufriedenheit mit dem eigenen Sexleben in festen Partnerschaften, während demgegenüber Singles deutlich unzufriedener sind. Gleichzeitig kam es in Beziehungen zu coronabedingten Konflikten und einer Steigerung des Stresslevels, die sich mitunter negativ auf die Sexualität ausgewirkt haben. Nicht zu unterschätzen ist, dass sich viele Menschen stark isoliert fühlen und unter den Einschränkungen leiden. In dem Beitrag wird auch über die Auswirkungen verschiedener Präventionsbotschaften bezüglich Sexualität diskutiert. So erklärten Gesundheitsexpert*innen, dass direkte, sexuelle Kontakte reduziert oder eingestellt werden sollen, sexuelle Handlungen direkter Art sollen sich auf Partnerschaften oder den eigenen Haushalt beschränken, Sex mit mehreren oder häufig wechselnden Partner*innen soll vermieden werden, (halb-)öffentliche Orte für (bezahlten) Sex wurden geschlossen. Gleichzeitig haben andere Expert*innen Sexualität auf spezifische Weise bejahrt und als gesundheitsfördernd dargestellt. In einem anderen Buchbeitrag wird gefordert, in Diskussionen über Rassismus dem Antisemitismus mehr Gewicht zu verleihen. Denn queer-jüdische Menschen dürfen nicht ausgegrenzt werden. Daneben gibt es noch eine Fülle von spannenden Lectures, Interviews und Miniaturen über aktuelle queere Themen und Initiativen.

Von Christian Höller

Christian Höller ist Psychotherapeut und hat eine Praxis in Wien.