Brandon Taylor: Real Life. Übersetzt von Eva Bonné. Piper Verlag, München 2021.
Dieses lesenswerte Buch zeigt, wie wichtig die „Black Lives Matter“-Bewegung ist. Es erzählt die Geschichte von einem jungen Mann namens Wallace, der in den USA lebt und mehrfach benachteiligt ist: Er ist schwarz, queer und arm. Beim Lesen wird deutlich, wie stark People of Color diskriminiert werden. Obwohl es die Doktorrandengruppe von Wallace seit Jahrzehnten gibt, wurde zuvor kein Schwarzer aufgenommen. Auf einer Willkommensfeier wird er einem beleibten, bärtigem Mann vorgestellt, der nach Schweiß und Eichenlaub riecht. Es stellt sich heraus, dass er das Stipendium von Wallace finanziert. Schließlich begreift Wallace den Sinn der Feier: Er soll seinen Gönner anbeten. Im Laufe des Romans tun sich immer mehr Abgründe auf. Wallace leidet an Depressionen und an einer Essstörung. Er wurde als Kind sexuell missbraucht und erlebte viel Gewalt. Als ihn eine weiße Kollegin mit dem N-Wort beschimpft, bleibt er stumm: „Hierbleiben und leiden oder hinausgehen und ertrinken“, denkt er. Schließlich beginnt Wallace eine Affäre mit dem heterosexuellen Miller. Auch hier kommt es zu Übergriffen. Wallace „hat wenig Erfahrung mit Freundschaft, dafür aber mit Gewalt. So, wie er das kommende Wetter spürt, kann er aus einem Stimmungsumschwung die Form der sich anbahnenden Gewalt ablesen“, heißt es dazu im Roman. Das Buch beeindruckt durch solche intensive Sprachbilder. Wallace wird auch innerhalb der schwulen Community ausgegrenzt, weil er nicht dem Schönheitsideal entspricht. Die Dating-App hat er gelöscht, weil er nicht mehr ständig ignoriert werden will. Wallace, schreibt der Autor, „konnte die Leere in seinem Postfach nicht mehr ertragen“.