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Klassismus aus queerer Perspektive

Francis Seeck, Brigitte Theißl (Hg.): Solidarisch gegen Klassismus. Unrast Verlag, Münster 2020.

Das vorliegende Buch ist besonders aktuell. Denn die Corona-Krise hat die soziale Ungleichheit verschärft. Die Autor*innen beschäftigten sich mit Klassismus unter anderem aus feministischen und queeren Perspektiven. Unter Klassismus wird die Diskriminierung von Menschen aufgrund der sozialen Herkunft beziehungsweise der Klassenzugehörigkeit verstanden. Es geht um einkommensarme, erwerbslose oder wohnungslose Menschen. Die Unterdrückung hat gravierende Auswirkungen auf die Lebenserwartung, die gesellschaftliche Teilhabe, den Zugang zur Gesundheitsversorgung, zum Wohnraum und zu Bildungsabschlüssen. In den öffentlichen Diskussionen über Klassismus liegt der Fokus oft auf den weißen cis-männlichen Fabriksarbeiter. Doch das Buch macht deutlich, dass tatsächlich viele trans*Personen, alleinerziehende Mütter und Menschen, die Rassismus erfahren haben, von Klassismus betroffen sind. Die Beiträge der Autor*innen dokumentieren die Verflechtungen von Klassismus mit Sexismus, Rassismus, Trans*- und Homofeindlichkeit. Das Buch besteht nicht aus langen theoretischen Abhandlungen, sondern bringt viele Impulse für den politischen und zivilgesellschaftlichen Aktivismus. So werden Initiativen in der Frauen- und Lesbenbewegung vorgestellt. Die Autor*innen wählen für ihre Texte unterschiedliche Zugänge. Einige sind autobiografisch, manche beobachtend, andere wütend oder poetisch. Die Beiträge zeigen praxisnahe wie Klassismus funktioniert und welche Möglichkeiten es gibt, um gegen Klassenverhältnisse, Sexismus und Mehrfachdiskriminierungen aufzutreten.

Von Christian Höller

Christian Höller ist Psychotherapeut und hat eine Praxis in Wien.