Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt ist im Islam noch immer stark tabuisiert. Um das zu ändern, ist jetzt ein Buch über queere Muslim*innen erschienen. Zunächst beschäftigen sich mehrere Beiträge aus wissenschaftlicher Sicht mit dem Thema. Anschließend erzählen queere Muslim*innen über ihre Erfahrungen. In „muslimisch, kurdisch, trans“ schreibt Berfin Çelebi, dass ihr zunächst erzählt wurde, „wie falsch, egoistisch und ekelhaft ich sei. Mir wurden Therapien sowie Moscheebesuche nahegelegt“. Doch sie habe gewusst, „dass ich niemals mein altes Leben würde führen können ohne tiefer in eine Depression zu rutschen“. Heute setzt sich die Muslima in den sozialen Medien für Sichtbarkeit von trans Personen ein. Nicht einfach war auch der Weg für Johanna Haupt: „Es ist nicht leicht, transfeminin zu sein. Noch schwerer ist es, transfeminin und muslimisch zu sein und einen arabischen Hintergrund zu haben.“ Sie rät queeren Personen: „Folgt euren Herzen und achtet auf eure innere Stimme.“ Das hat Marwa Khabbaz gemacht. Die Beschäftigung mit ihrer sexuellen Identität habe in ihr zunächst „die höchste Stufe des Ekels und der Scham“ ausgelöst. Denn queere Menschen seien von ihrem Umfeld als „krank und vom Teufel besessen“ bezeichnet worden, schreibt sie. Ihr gelang es, zu ihrer lesbischen Liebe zu stehen. Der queere Aktivist Tugay Saraç radikalisierte sich in seiner Jugend. Er tat alles, um von seiner Homosexualität geheilt zu werden. Er schloss sich Hasspredigern an. Doch zum Glück konnte er später seine sexuelle Orientierung annehmen. Das Buch soll queeren Muslim*innen Mut machen und zeigen, dass Islam und Queerness keine Gegensätze sind.
Carolin Leder & Tugay Saraç, Ibn Rushd-Goethe Moschee (Hg.): Liebe ist halal – queer und muslimisch. Querverlag, Berlin 2025.