Zur Polyamorie gibt es viele Fragen, aber wenig fundierte Literatur. Daher hat der Wiener Sozialwissenschafter Stefan F. Ossmann dazu ein Buch geschrieben. Darin beantwortet er die zehn großen Fragen der Polyamorie. Er erklärt unter anderen, wie Menschen polyamor werden, wie eine klassische polyamore Beziehung aussieht und wie der Umgang mit Eifersucht gelingen kann. Das Kapitel über die Eifersucht ist spannend, weil dies auch bei polyamoren Menschen ein großes Thema ist. Ossmann geht auch auf gesellschaftliche Fragen ein. Er thematisiert, wie politisch Polyamorie ist und fragt nach, wie viel davon die Gesellschaft verträgt. Der Autor hat sich intensiv mit dem Thema beschäftigt. Er besuchte Treffen der polyamoren Community in Wien und befragte 33 Personen aller Altersgruppen (im Alter von 22 bis 64 Jahren), die in polyamoren Konstellationen leben. Zusätzlich hat er entsprechende Literatur ausgewertet. Schon eine Definition für Polyamorie zu finden, ist nicht einfach. Auf Basis seiner Recherchen sollen laut Ossmann bei einer polyamoren Beziehung fünf Aspekte vorkommen: Einverständnis (Konsens), mehr als zwei Personen, Liebe, körperliche Intimität und Dauer. Laut Ossmann empfinden ungefähr fünf Prozent der Gesamtbevölkerung zwischen 18 und 65 Lebensjahren polyamor, leben aber nicht so. Etwa 0,5 Prozent bis 1 Prozent leben tatsächlich polyamor, tun dies aber verdeckt. In absoluten Zahlen befinden sich in Österreich rund 25.000 bis 50.000 erwachsene Menschen bis zum 65. Lebensjahr – zumeist heimlich – in polyamoren Beziehungen. Auch wenn das Buch einen wissenschaftlichen Anspruch hat, ist es einfach zu lesen. Die Lektüre lohnt sich auch für Menschen, die sich noch nicht viel mit dem Thema beschäftigt haben.
Stefan F. Ossmann: 10 Antworten auf die 10 großen Fragen der Polyamorie. Goldegg Verlag, Wien 2025.