Der in Wien lebende Autor Christopher Wurmdobler ist für seine queere Romane bekannt. Sein neues Buch „Felix Austria“ handelt von der queeren Identitätsfindung im 20. Jahrhundert. „Es geht mir um das Politische in der Liebe“, sagt Wurmdobler. Der Protagonist in seinem Roman heißt Felix. Dieser wanderte vor dem Zweiten Weltkrieg von Wien in die USA aus. Dort schloss sich Felix einem Zirkus an. Der sportliche Österreicher verliebte sich in den Athleten Jack. Beide machten auch mit anderen Männern herum. „Jack suchte dazu bevorzugt die Waschräume von Tankstellen auf“, schreibt Wurmdobler. Auch Felix interessierte sich für schnelle anonyme Begegnungen. „Meist waren es verheiratete Männer, denen die Kerle vom Zirkus gerade recht kamen für ein unverbindliches Techtelmechtel in einer stinkenden Klokabine“, heißt es in dem Buch. „Hätte man diese Männer gefragt, sie hätten wohl allesamt behauptet, brave Familienväter zu sein, jedenfalls keine verdammten Homos.“ Nach dem Krieg kehrte Felix zurück in das graue Wien, wo homosexuelle Menschen verfolgt wurden. Manche Schwule führten eine Scheinehe. Felix lernte Franzi kennen, der 1942 im Römerbad festgenommen wurde und in ein Lager gebracht wurde. „Er hatte ja nichts gestohlen, keinen Einbruch begangen. Er hatte nur in das Herz eines lieben Menschen eingebrochen. Das war sein Vergehen“, schreibt Wurmdobler. Über Täter und Opfer sei im Wien der Nachkriegszeit selten gesprochen worden. Nicht nur Schwule, sondern auch Lesben hatten es damals schwer. Felix hatte eine Freundin names Helga, die ihm von ihrer großen Liebe zu einer Frau erzählte, doch diese blieb unerfüllt. Mit „Felix Austria“ hat Wurmdobler einen lesenswerten und nachdenklichen Roman geschrieben.
Christopher Wurmdobler: Felix Austria. Czernin Verlag, Wien 2025.