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Kultur

Schwarz und schwul

Kaum ein anderer Schriftsteller des 20. Jahrhunderts ist bis heute so populär wie James Baldwin (1924 bis 1987). So sagte etwa die Pop-Ikone Madonna, dass Baldwin eine „großartige Inspiration für ihr ganzes Leben“ gewesen sei. Schon zu Lebzeiten wurde der US-Autor mit seinen Büchern wie „Giovanni‘s Room“ und „The Fire Next Time“ berühmt. Nun hat René Aguigah ein lesenswertes Porträt über Baldwin geschrieben. Darin beschreibt Aguigah nicht nur den Werdegang des Schriftstellers, sondern er geht auch der Frage nach, warum die Texte von Baldwin auch heute so viel gelesen werden. Baldwin war Schwarz und schwul. Er lebte in einer queerfeindlichen und rassistischen Gesellschaft. Seine Texte beschäftigen sich mit großen Themen wie Liebe, Hass, Rassismus und Sexualität. Seine Kindheit war von Armut geprägt. Sein Stiefvater war jähzornig. Baldwin spürte den Hass des Stiefvaters, suchte aber nach Auswegen. Zu den Hassausbrüchen meinte Baldwin: „Wahrscheinlich halten die Menschen auch deshalb so stur an ihrem Hass fest, weil sie ahnen: Ist der Hass einmal verschwunden, kommt der Schmerz.“ Baldwin hat den Selbsthass bei Schwarzen immer wieder thematisiert. Das werde laut Aguigah heute „als internalisierter Rassismus und Colorism bezeichnet“. Gemeint ist unter anderem „die verinnerlichte Abwertung der eigenen rassifizierten Merkmale“ sowie die „abgestufte Abwertung dunklerer Hautfarben zugunsten hellerer, die der weißen Norm näherkommen“. Baldwin schrieb auch über Homosexualität. In seinem Roman „Giovannis Zimmer“ geht es um einen schwulen Mann, der Angst davor hat, die Liebe zu einem anderen Mann zuzulassen. Das vorliegende Porträt macht Lust, die Bücher von Baldwin zu lesen.

René Aguigah: James Baldwin. Der Zeuge. Verlag C.H. Beck, München 2024.

Von Christian Höller

Christian Höller ist Psychotherapeut und hat eine Praxis in Wien.