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Feminismus und queer

Zum Thema Feminismus sind bereits einige Bücher erschienen. Trotzdem lohnt es sich, auch das vorliegende Werk von Agnes Imhof zu lesen. Die Autorin ist unter anderem promovierte Islamwissenschafterin und spricht Arabisch und Persisch. Ihr ist es wichtig, Feminismus als älteste Menschenrechtsbewegung der Welt aus einer globalen Perspektive heraus zu beschreiben. Feminismus war und ist divers. Auch waren viele Feministinnen queer und haben sich für Queer-Rechte eingesetzt. Imhof schildert in dem Buch die Verbindungen zwischen Feminismus und der Lesbenbewegung. Ihr ist es wichtig, „dass sich queere und nicht queere Gruppen nicht gegeneinander ausspielen lassen“, schreibt die Autorin. Eine lesbische Feministin, die in dem Buch vorgestellt wird, ist Kate Millett, die mit „Sexual Politics“ ein Standardwerk hinterließ. Millett hat die 1968er-Bewegung und die sexuelle Revolution vorangetrieben. Dazu gehörte die Enttabuisierung von Sexualität. Millett ließ sich von ihrem Mann scheiden und wurde in den 1970er-Jahren zu einer entschiedenen Befürworterin der lesbischen Liebe. Die Autorin setzt sich in dem Buch auch mit den antikolonialen Frauenbewegungen in Afrika, Indien und Lateinamerika auseinander. Ein Abschnitt beschäftigt sich mit der Situation im Islam. Imhof stellt dabei immer wieder starke Frauen vor, die gegen das Patriarchat kämpfen. Dazu gehört die ägyptische Malerin und Aktivistin Inji Aflatoun, die als wichtigste Vertreterin der arabischen Moderne gilt. Weil sie sich für eine freie Sexualität einsetzte, wurde sie von Fundamentalisten angegriffen. Die Autorin begnügt sich nicht nur mit geschichtlichen Darstellungen, sondern schildert auch die aktuellen Herausforderungen.

Agnes Imhof: Feminismus – die älteste Menschenrechtsbewegung der Welt. DuMont Buchverlag, Köln 2024.

Von Christian Höller

Christian Höller ist Psychotherapeut und hat eine Praxis in Wien.