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Queere Theologie

Queere Menschen tun sich oft mit biblischen Texten schwer, weil diese in einer zutiefst patriarchalen und heteronormativen Welt entstanden sind. Doch die Bibel kann auch queer gelesen werden, wie das vorliegende Buch über Queere Theologie zeigt. In der Einleitung schreiben Lara A. Kneubühler und Miriam Löhr von der Universität Bern, dass es sich bei der Queeren Theologie auf der einen Seite um „Theologie für, mit und von queeren Menschen“ handelt. Auf der anderen Seite werden „Binaritäten und Machtstrukturen in Frage gestellt“. Grundlage für die Queere Theologie sind die Queer Studies. „Das Anliegen ist dabei, nicht nur das Queere wertzuschätzen, sondern Normalitäten und Normativitäten so kritisch zu reflektieren, dass ein Raum entsteht für Neues, welches immer mehr Diversität und Inklusivität beinhaltet“, betont Theologieprofessor Peter-Ben Smit. Ein solcher Ansatz werde Queering oder Queeren bezeichnet. In dem Sammelband werden die Themen Geschlecht, Sexualität und Körperlichkeit behandelt. Dabei kann es auch lustvoll zugehen. So beschäftigt sich die Theologin Luana Sara Hauenstein in einem Beitrag mit der himmlischen Sexualität. Die Theologin zitiert US-Professor Richard W. McCarty, für den Promiskuität mehr als eine himmlische Idealvorstellung ist. Im Himmel gehe es um das grenzenlos Schöne. Das himmlische Leben „könnte demnach ein Leben in sexueller Freiheit sein; ein Leben, in dem diesseitig Liebende sich … ungehindert ihren sexuellen Vorlieben widmen können“, schreibt Hauenstein. Solche Gedanken sind für das Christentum revolutionär. Lobenswert ist, dass alle Beiträge des Buches als Open Access im Internet kostenlos abgerufen werden können.

Lara A. Kneubühler, Miriam Löhr (Hg.): Queere Theologie – Perspektiven aus dem deutschsprachigen Raum. transcript Verlag, Bielefeld 2024.

Von Christian Höller

Christian Höller ist Psychotherapeut und hat eine Praxis in Wien.