Sex soll immer einvernehmlich sein. Darüber sind sich hoffentlich alle Menschen einig. Doch das Thema ist viel komplexer als es auf den ersten Blick erscheint. Joris Kern hat dazu ein Buch geschrieben. Kern gehört im deutschsprachigen Raum zu den Expert*innen, was einvernehmlichen Sex betrifft. Denn Kern bietet dazu seit 2009 Workshops an. Als Kern anfing, war Konsens ein Nischenthema. Doch mittlerweile wird darüber intensiv in der Öffentlichkeit diskutiert. Kern zeigt in dem Buch, wie sexueller Konsens in der Praxis hergestellt werden kann. Dabei ist es wichtig, dass wir Sex nicht als Automatismus, Triebbefriedigung und Pflichterfüllung sehen, sondern als etwas Positives und Gemeinsames. Dann fällt es unter Umständen leichter, von Partner*innen die Zustimmung einzuholen. Kern geht an das Thema nicht mit strengen Regeln von richtig und falsch heran, sondern mit „Mosaiksteinchen“ und „Zutaten“, die zu Konsensualität beitragen sollen. Das Buch macht deutlich, dass konsensuelle Sexualität nicht in einem Wochenendkurs gelernt werden kann, sondern ein längerer Weg ist. Dazu ist viel Übung notwendig, sich selbst zu spüren, auf den eigenen Körper zu achten sowie eigene Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken. Dazu bedarf es laut Kern konsensueller Atmosphären, bei der sich alle Beteiligten entspannen können und in der Lage sind, wahrzunehmen, was sie beim Sex wollen und was nicht – und sich auch trauen, das auszudrücken. Ganz wichtig dabei ist, auch auf die nonverbale Kommunikation zu achten. „Auch Körpersprache will gelernt sein und jede Person hat ihren ganz eigenen Dialekt“, schreibt Kern. Das Buch ist eine Bereicherung für alle, die lustvolle und konsensuelle Sexualität erleben möchten.
Joris Kern: Sex, aber richtig? Querverlag, Berlin 2023.