Der Konsum von Pornografie ist ein Massenphänomen. Unter den Websites, die hierzulande am meisten besucht werden, befinden sich viele Pornoseiten. Auf zahlreichen Online-Portalen sind kostenlos tausende Videos zu finden. Obwohl der Konsum von Pornos längst im Alltag angekommen ist, wird darüber im Privaten meist geschwiegen. Gleichzeitig wird in der Öffentlichkeit kontrovers über Pornos diskutiert. Psycholog*innen streiten, ob die Flut an Sex-Videos im Internet süchtig macht. Nach Meinung von Expert*innen sind die meisten Mainstream-Pornos frauenfeindlich und vermitteln nicht nur Jugendlichen ein falsches Bild von Sexualität. Auf diese und andere Themen geht Madita Oeming, die sich als unabhängige Pornowissenschaftlerin bezeichnet, in ihrem Buch „Porno – eine unverschämte Analyse“ ein. Sie gehört zu den wenigen Expert*innen im deutschsprachigen Raum, die zum Thema Pornografie forscht und lehrt. Ihr geht es um Wissen statt um Scham. Die Autorin setzt sich für einen offenen und ehrlichen Dialog über Pornos ein – fernab von Sensationslust und Panikmache. In dem Buch werden gängige Mythen über Pornos hinterfragt. Dazu greift die Autorin auf wissenschaftliche Studien zurück. Aufschlussreich ist das Kapitel mit den gängigsten Pornofantasien. Besonders beliebt sind derzeit Hentai-Videos aus Japan. Neben menschlichen Figuren treten dabei oft Fabelwesen und Tiere auf. Umfragen zufolge kommen Jugendliche immer früher mit Pornos in Kontakt. Doch sie trauen sich nicht, mit anderen Menschen darüber zu sprechen. „Über alle Generationen hinweg fehlt es an einer Gesprächskultur über Pornos“, kritisiert die Autorin. Um das zu ändern, hat sie dieses Buch geschrieben.
Madita Oeming: Porno – eine unverschämte Analyse. Rowohlt Verlag, Hamburg 2023.