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Solidaritätsprojekte reichen nicht

Queer Community nur mit T

Im Oktober 2022 haben wir als Lesben*Rat ein Statement gegen Transfeindlichkeit veröffentlicht, das von über 40 Organisationen und Personen aus der österreichischen LGBTIQ-Community unterstützt wurde. Damals schrieben wir, dass wir die Spaltung der queeren Community durch transfeindliche Diskurse mit wachsender Fassungslosigkeit beobachten. Der Lesben*Rat, das ist ein Zusammenschluss von queeren Menschen aus verschiedenen Organisationen der LGBTIQ-Community. Die Mehrheit identifiziert sich als lesbisch und cis. Wir haben uns vorgenommen, unsere Solidarität mit trans Menschen nicht nur mit Worten auszudrücken, sondern denjenigen, die trans Personen ihr Existenzrecht absprechen, die Bühne zu klauen und uns ihrem Hass und ihren Vorurteilen in den Weg zu stellen.

Besonders perfide an den transfeindlichen Diskurstreibenden ist, dass sie sich so gern rechter und faschistischer Logik inklusive der passenden Wortwahl bedienen. Und dieses Zusammenspiel von Queerfeindlichkeit und Rechtsextremismus richtet sich nicht nur gegen trans Personen. Erst Mitte August haben wir zu einer Kundgebung vor der italienischen Botschaft aufgerufen, weil die faschistoide Regierung von Giorgia Meloni lesbische Mütter aus den Geburtsurkunden ihrer Kinder streichen lässt, wenn sie das Kind nicht geboren haben. Auch in Italien zeigt sich, wie leicht sich Faschismus und Queerfeindlichkeit verschwistern. Wenn sie gegen eine Gruppe unserer Community agieren, greifen sie uns alle an! 

Unser Ziel muss deshalb sein, die Solidarität innerhalb der LGBTIQ-Community zu stärken. Genauso wie schwule Männer, trans Personen, kinderlose Queers in Solidarität mit lesbischen Müttern in Italien auf die Straße gegangen sind, müssen cis Personen, und insbesondere queere cis Personen, ihre Solidarität mit trans Personen laut und deutlich machen. 

Deshalb haben wir begonnen, Veranstaltungen zu organisieren, bei denen wir uns einerseits klar zu transinklusivem Feminismus bekennen und andererseits Diskussionsräume öffnen, in denen cis Personen, insbesondere Frauen, Fragen stellen und sich mit trans Themen auseinandersetzen können, um zu einer ehrlichen Haltung der Solidarität zu gelangen. Wir glauben, dass es Orte braucht, wo Fragen gestellt werden können, aber auch ein Interesse daran braucht, die Antworten von Betroffenen auch zu hören. Wir wollen nicht nur belehren, wir wollen Menschen ermutigen, ihre solidarische Haltung selbst zu finden. 

Begonnen haben wir mit einer Filmvorführung von “Female to WTF“ und am Lesbischen Sichtbarkeitstag gab es eine Lesung mit Diskussion aus „Detransition, Baby“ von Torrey Peters im Parlament. Dass es Feminismus für uns nur mit T gibt, also #FwiththeT, und dass wir „sogar“ den Lesbischen Sichtbarkeitstag für transinklusiven Feminismus nutzten (als könnten trans Frauen keine Lesben sein) provoziert auch.  

Im Herbst wird es neben einer weiteren Filmvorführung und einer Diskussionsveranstaltung zur Transition auch eine Ausstellung zum Thema „trans joy“ geben. Durch die verschiedenen Formate wollen wir gemeinsam mit der lesbischen, der queeren Community und allen anderen Verbündeten transinklusive Banden bilden. Hoffentlich finden auch viele Menschen, die unsicher sind, sich nicht sprachfähig fühlen und Fragen haben, den Weg zu uns. Vor allem wollen wir Räume schaffen, in denen wir respektvoll miteinander diskutieren, uns austauschen und bestärken können. Dies gilt also auch als Einladung zu Gesprächen, um sich weiterzubilden und offene Fragen zu klären. 

Wir stehen für eine inklusive LGBTIQ-Community, in der der Kampf um Rechte und Akzeptanz erst beendet ist, wenn alle Mitglieder unserer Community alle Rechte genießen und in der gesamten Gesellschaft akzeptiert sind. Zeigen wir, dass wir unsere trans Geschwister nicht allein lassen. Wir lassen uns nicht spalten – weder von außen noch von innen.

Von Lisa Hermanns

LesBiFem*referentin HOSI Wien
(Foto: © Marie Dvorzak)