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Liebe in einer Welt voller Gewalt

Der 47-jährige Schriftsteller Douglas Stuart ist schwul, verheiratet und lebt derzeit in New York. Seine Kindheit und Jugend war alles andere als einfach. Er stammt aus einer armen Arbeiterfamilie im schottischen Glasgow. Sein Vater hat die Familie früh verlassen. Die Mutter war alkoholkrank. Stuart musste immer wieder hungern, weil die Mutter das Geld vom Sozialamt für Alkohol ausgab. Als die Mutter starb, war er 16 Jahre alt. Der Autor fühlte sich als Jugendlicher oft einsam, weil er schwul war und mit keinem Menschen darüber reden konnte. Vieles davon hat er in seinem neuen Roman verarbeitet. Die Handlung spielt in seiner Geburtsstadt Glasgow in den 1990er Jahren. Der Protagonist in dem Buch heißt Mungo. Er wächst wie der Autor bei einer alkoholkranken Mutter auf. Das Umfeld ist geprägt von Gewalt, Missbrauch, Hass auf queere Menschen, sozialer Kälte und toxischer Männlichkeit. Alle verlangen von Mungo, dass er ein richtiger Mann werden soll. Die Erziehung übernimmt der Bruder, weil der Vater bei einer Schlägerei erstochen wurde. Der Bruder zwingt Mungo, sich abzuhärten und in einer Jugendgang mitzumachen. In dem Viertel gibt es einen älteren Mann, der alleine als Junggeselle lebt und wie ein Aussätziger behandelt wird, weil er schwul ist. Den Kindern wird eingeschärft, dass sie sich von ihm fernhalten. An seiner Wohnungstür müssen immer wieder üble Schmierereien entfernt werden. Schwule gelten in diesem Milieu „schlimmer als Scheiße“, heißt es in dem Buch. Die Mutter von Mungo fordert, dass er sich endlich eine „Tussi“ suchen soll. Doch Mungo lernt einen Nachbarsjungen, der Tauben züchtet, kennen. Aus dem vorsichtigen Herantasten entwickelt sich eine Liebe, die bald entdeckt wird.

Douglas Stuart: Young Mungo. Hanser Berlin, München 2023. 
übersetzt aus dem Englischen von Sophie Zeitz

Von Christian Höller

Christian Höller ist Psychotherapeut und hat eine Praxis in Wien.