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Kampf für ein freies Leben

In diesem Buch geht es um Ehrenmorde, die Unterdrückung von Frauen, um sexuellen, körperlichen und psychischen Missbrauch, aber auch um behördliches und therapeutisches Versagen. Geschrieben hat es Azadiya, eine junge lesbische Frau, die für ein Leben in Freiheit und Selbstbestimmung kämpft. Ihre Cousine wurde Opfer eines Ehrenmordes. Azadiya zog daraufhin von ihrer Familie weg. Die Autorin ist jesidische Kurdin, die in Deutschland geboren und aufgewachsen ist. Ihre Familie ist streng. Es gibt viele Regeln, Zwang und Prügel, aber keine Liebe. Das Buch ist als Dialog zwischen Azadiya und der Feministin Koschka Linkerhand verfasst. Linkerhand hilft, die schrecklichen Geschehnisse von Azadiya einzuordnen und durch eigene Perspektiven zu ergänzen. Denn die Gewalt, von der Azadiya berichtet, ist keine exotische, „sondern es ist patriarchale Gewalt gegen Frauen, Kinder und Homosexuelle“, betont Linkerhand. „Unsere Gesellschaft, die sich als längst gleichberechtigt versteht, tendiert dazu, das Patriarchat ausschließlich in migrantischen Communitys zu verorten (am liebsten in muslimischen). Um dieser Abkehr entgegenzuwirken“, versucht Linkerhand, eigene Erfahrungen neben denjenigen von Azadiya zu stellen. In dem Buch erfahren Leser*innen auch viel über Alltagsrassismus. Für Azadiya war es alles andere als einfach, von zu Hause wegzugehen. Sie musste endlose Kämpfe mit verschiedenen Behörden durchstehen. Hinzu kommt die Einsamkeit. „Wenn man gelernt hat, dass die Familie alles ist, braucht es seine Zeit, bis man alleine leben kann, ohne zu verzweifeln“, schreibt die Autorin. Ihr Buch soll anderen Menschen Mut machen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden.

Koschka Linkerhand und Azadiya H.: Um mein Leben. Querverlag, Berlin 2022.

Von Christian Höller

Christian Höller ist Psychotherapeut und hat eine Praxis in Wien.