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Kultur

Wichtiges Buch über Sexismus

In diesem Buch über Sexismus zeigt die Kulturwissenschafterin Susan Arndt wie tief die Macht, Herrschaft und Gewalt des Patriarchats noch immer in unserer Gesellschaft verankert sind. Ihr Anliegen ist es nicht, individuelle Erfahrungen sexueller Gewalt aufzuzeigen, sondern sie hat herausgearbeitet, wie die komplexen Mechanismen von Sexismus als System und Ideologie funktionieren. Die Leser*innen erfahren, wie sich Sexismus historisch entwickeln und global entfalten konnte. Weil Sexismus eben viel mehr ist als sexuelle Gewalt, kann er nur dann bekämpft werden, wenn er in seiner Gesamtheit gesehen und verstanden wird. Bezeichnungen wie Frauenhass oder Frauenfeindlichkeit greifen ebenfalls zu kurz, denn Sexismus diskriminiert nicht nur Frauen, sondern auch queere Menschen. Falsch ist laut Arndt auch die Meinung, dass es bei Sexismus nur um strafrechtlich relevante Übergriffe sexueller Gewalt geht, sondern Sexismus ist in allen Bereichen der Gesellschaft zu finden wie beispielsweise in der Sprache, Rechtsprechung, Bildung, Wirtschaft, Werbung, Medizin und Arbeitswelt. Die Basis von Sexismus ist die Ideologie, wonach heterosexuelle Zweigeschlechtlichkeit und Cis-Geschlechtlichkeit als Norm gesehen werden. Diese Ideologie ist mit viel Macht und Herrschaft verbunden und wird in vielen Institutionen aufrechterhalten, um eigene Privilegien zu sichern und Diskriminierungen sowie soziale Ungleichheiten zu erzeugen. In den letzten beiden Kapiteln beschäftigt sich die Autorin mit Bewegungen und Strategien gegen Sexismus sowie mit der Frage, ob es eine Welt ohne Sexismus geben kann. Das Buch ist angenehm zu lesen und sehr zu empfehlen.

Susan Arndt: Sexismus. Verlag C.H. Beck, München 2020.

Von Christian Höller

Christian Höller ist Psychotherapeut und hat eine Praxis in Wien.