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Schwul unterm Hakenkreuz

Dem ORF-Journalisten Jürgen Pettinger ist zu danken, dass er dieses beeindruckende Buch über Homosexualität im Nationalsozialismus geschrieben hat. Darin schildert er die Leidensgeschichte von Franz Doms, der 1922 in Wien in kleinbürgerlichen Verhältnissen geboren wurde. Er wohnte bei seinen Eltern am Handelskai. Im Alter von 14 Jahren lernte Doms einen Mann kennen. Sie gingen in den Prater in das damalige Restaurant Konstantinhügel. Das Restaurant gibt es nicht mehr, aber die Gegend ist bis heute ein bekannter schwuler Treffpunkt. Der Autor hat auf Basis der späteren Vernehmungsprotokolle das kurze Leben von Doms rekonstruiert und bringt in dem Buch auch Einblicke in die damalige Wiener Schwulenszene. 1940 kam Doms öfters betrunken nach Hause. Doms wurde von den Nachbarn angezeigt, weil er ein „Warmer“ sei und Hitler beleidigt haben soll. Bei der ersten Verhandlung kam er relativ glimpflich davon, weil das Gericht hoffte, dass er heterosexuell werden würde. Doch Doms traf weiterhin Männer. 1943 wurde er „als gefährlicher Gewohnheitsverbrecher“ zum Tode verurteilt. Er starb im Hinrichtungsraum des Landesgerichts Wien. Pettinger hat sich intensiv mit dem jungen Mann beschäftigt und beschreibt die Lebensgeschichte als Roman. Bedrückend sind die Schilderungen über die Einsamkeit in der Todeszelle und das Warten auf die Hinrichtung. Doms war einer von vielen. Die Nazis verstärkten zu Beginn die Jagd auf Schwule. Nicht wenige wurden ins Konzentrationslager deportiert, andere wurden chemisch kastriert. Beim Lesen können die Tränen kommen.

Jürgen Pettinger: Franz. Kremayr & Scheriau Verlag, Wien 2021.

Von Christian Höller

Christian Höller ist Psychotherapeut und hat eine Praxis in Wien.