Die Lesbenbewegung hat in Österreich eine lange Geschichte. In der HOSI Wien gibt es nun seit bereits 40 Jahren eine Lesben*gruppe: Eine Gruppe engagierter Frauen, die Seite an Seite für LGBT- und Frauenrechte kämpfen.
Die Kämpfe haben sich teilweise verändert, einige wurden gewonnen, viele sind heute noch ebenso relevant. Österreich hat eine lange und dunkle Geschichte von Diskriminierung bis hin zur Verfolgung lesbischer Frauen – als eines der wenigen Länder, wo weibliche Homosexualität kriminalisiert war und in dem ein stark konservatives Frauenbild, das in vielen Köpfen bis heute existiert, vorherrschte: Der Befreiungskampf queerer Frauen und Lesben ist zentraler Bestandteil der LGBT Bewegung. Und heute ist es wichtiger denn je, einen konsumfreier Raum exklusiv für queere Frauen, Lesben und sich auf dem weiblichen Spektrum definierende Personen zu haben. Unsere Lesben*gruppe bietet somit einen dringend benötigten Raum zum Austauschen, Vernetzen und auch zum Politisierten. Diesen Raum aufrecht zu erhalten und zu bewahren ist essenziell, da es selbst in Wien viel zu wenige Räume dieser Art gibt und viele dieser leider noch immer nicht transinklusive sind.
Gegenwärtig haben lesbische und queere Frauen noch immer viele Kämpfe auszufechten. Nach wie vor mangelt es an Sichtbarkeit von Frauen in der queeren Bewegung, sie ist immer noch männerdominiert. Auch wenn ich in meiner Funktion auf den Schultern vieler beeindruckender HOSI Wien Aktivist*innen stehe, musste ich schnell lernen, dass wir als Lesben auch in politischen Räumen nach wie vor ganz anderen Diskriminierungsformen als unsere männlichen Gegenüber ausgesetzt sind. Das beginnt beim Nicht-ernst-genommen-werden in vielen Räumen und geht bis hin zu Sexismus in queeren Räumen. Schwul sein schützt nicht davor ein Sexist zu sein. Hier muss auch in unserer eigenen Community noch einiges an Arbeit geleistet werden.
Aber auch die Mehrfachdiskriminierungen, die lesbische und queere Frauen erfahren – aufgrund von Sexualität, Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft oder Transphobie – sind heute offensichtlicher den je. Dass unser Kampf intersektional sein muss, ist unbestreitbar.
Und das alles können wir nur gemeinsam! Durch den politischen Austausch, der bei den Frauen in der HOSI Wien passiert, gibt es gegenseitige Unterstützung und Empowerment. In einer Welt, die Individualismus und Einzelkämpfe als Standard setzt, ist es umso wichtiger, dass wir uns vernetzen und organisieren. Nur so können wir unsere Stimmen hörbar machen und uns den Raum nehmen, der uns zusteht – in der Community und in der Welt. Das ist nur möglich, wenn man vereint auftritt und Rückhalt in der eigenen Community hat.
Genau das macht unsere Lesben*gruppe: Sichtbarkeitsprojekte wie der Lesbentruck bei der EuroPride entstehen auf Initiative der Frauen in der Gruppe. Auch die internationale Vernetzung wird, zum Beispiel als Mitglied der EL*C, von den Frauen der HOSI Wien in einzigartiger Weise vorangetrieben.
Eines steht fest: Auch zukünftig wird die HOSI Wien Lesbengruppe ein Heimathafen für lesbische Aktivist*innen in Wien sein. Sie ist und bleibt ein Ort, wo Austausch, Gemeinschaft, politischer Aktivismus, aber auch Spaß gleichermaßen im Fokus stehen. Bei unsere neuen Lesben*referentin Lisa Hermanns weiß ich die Lesben*gruppe in guten Händen. Seite an Seite werden die lesbischen und queeren Frauen weiterhin für unsere Rechte einstehen und gemeinsam dafür kämpfen, endlich vollständig gleichberechtigt zu sein!