Die Forscherin Dawn Hoskin gibt in diesem Buch einen großartigen Überblick über die Geschichte der queeren Kunst. Sie stellt verschiedene Kunstrichtungen, Werke, Themen und Wendepunkte vor. Ihre Besprechungen beginnen mit dem Zeitalter der Renaissance und enden mit der Internetkunst. Die vorgestellten Kunstwerke sind mehr oder weniger offen in ihrer Queerness. Sie entstanden oft in Epochen und Kulturen, in denen es die heutige Terminologie von queer nicht gab. Die Autorin geht auch auf Kunstrichtungen ein, die bei uns weniger bekannt sind wie beispielsweise auf die Bewegung „Harlem Renaissance“. So war Harlem in den Zwischenkriegsjahren des 20. Jahrhunderts „das Epizentrum einer Kulturrevolution der Schwarzen, zu der auch viele bisexuelle, schwule und lesbische Schriftsteller*innen und Künstler*innen gehörten“, schreibt Hoskin. Diese Kunstrichtung ebnete auch den Weg für die späteren Bewegungen, die sich für Bürger- und queere Rechte einsetzten. Die Forscherin beschäftigt sich auch mit der Film- und Videokunst. Hier zählt die lesbische Filmemacherin Barbara Hammer zu den Pionier*innen des queeren Kinos. Ihr Film „Dyketactics“ gilt als einer der ersten Kunstfilme über Lesben. Im Abschnitt über die Performancekunst wird die japanische Künstlerin und Aktivistin Tāri Itō vorgestellt. In ihren Werken geht es um Sexualität, Feminität, Körperausdruck und Gewalt. Ein weiteres queeres Beispiel für Performancekunst sind Avantgarde- oder radikale Drag-Theatergruppen. Dazu gehört beispielsweise die Straßenperformance-Bewegung Sisters of Perpetual Indulgence. Deren „queeren künstlerischen Regeln sind absichtlich Unruhe stiftend und chaotisch“, schreibt die Autorin. Nicht nur Kunstinteressierte werden in dem Buch viel Neues entdecken.
Dawn Hoskin: Eine kurze Geschichte der queeren Kunst. (Übersetzung: Katrin Höller). Laurence King Verlag, Berlin 2025.
