Über Wanda Kuchwalek, auch „Wilde Wanda“ genannt, ist wenig bekannt. Dabei war sie die einzige Zuhälterin Österreichs. „Dass Wanda schon lange vor der Legalisierung offen lesbisch gelebt hat, birgt tatsächlich etwas Pionierhaftes in sich“, schreibt der Journalist und Autor Clemens Marschall, der ein Buch über sie geschrieben hat. Die Jugend von Wanda war tragisch. Nach einem Diebstahl musste sie in ein Heim für schwer erziehbare Mädchen. Dort herrschte ein Klima voller Gewalt. Doch Wanda erlebte auch schöne Momente. Vor allem die Nacht mit Traude blieb ihr in Erinnerung. Wanda hatte mit ihr den ersten Orgasmus. „Ganze Lavaströme ergießen sich über meinen bebenden Körper, der nicht genug kriegen kann von dieser ungestümen Zärtlichkeit“, schreibt Wanda. Für sie sei damit klar gewesen: „Nie werde ich einem Mann gehören, ich bin eine Frau, die nur Frauen lieben kann, und ich brauche mich dessen nie zu schämen.“ Wanda bezeichnete sich als „stinkschwul“. Wanda geriet als junge Frau in einen geheimen Sexzirkel von reichen Damen der Wiener High-Society. Dabei habe es sich aber nicht um „waschechte Lesbierinnen“ gehandelt, sondern um Damen, die gut geheiratet haben und über viel Tagesfreizeit verfügten. Besonders leidenschaftlich war die 50-jährige Madame G. „Im Bett ist sie unersättlich und von erstaunlicher Ausdauer.“ Auch im Gefängnis war Wanda begehrt. In dem Buch zitiert Clemens Marschall einen Zeitgenossen: „Ich war Hausarbeiter und hab also der Wanda aus Kerzenwachs einen schönen Dildo gemacht.“ Wanda habe „damit ihre Weiber pudert, nicht nur Häftlinge, auch Justizbeamtinnen. Die hat sich alle eingebraten, die waren alle verliebt in sie.“ Im Jahr 2004 starb Wanda verarmt nach einer schweren Krankheit.
Clemens Marschall: Wilde Wanda. Wiens einzige Zuhälterin: ein Leben zwischen Emanzipation, Exzess und Zerstörung. Brandstätter-Verlag, Wien 2025.
