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Kultur

Geschichten der Quilts

Das Names Projects Wien wurde 1992 durch Friedl Nussbaumer und Brigitte Zika-Holoubek nach amerikanischem Vorbild gegründet, für das sie bis heute sehr engagiert sind. Die Idee, die Geschichten der Quilts, die Geschichten der an Aids verstorbenen Menschen und der Gestalter*innen der Tücher, der sog. Panels, die zu einem Quilt zusammengenäht wurden, filmisch festzuhalten, hatte Brigittes Partnerin Barbara Fröhlich. Für die filmische Umsetzung des No-Budget-Films konnte die multimediale Künstlerin Petra Paul gewonnen werden.

Vor den aufgehängten Quilts sprach Brigitte über die einzelnen Tücher, die Menschen und die verwendeten Komponenten darin: Wichtig war immer der Name des bzw. der Verstorbenen, meistens sind Geburt und Sterbejahr dabei, es tauchen aber auch immer wieder Symbole, wie der rosa Winkel, auf. Auch sehr persönliche Objekte wurden in den Tüchern verarbeitet, seien es Kleidungsstücke, Stofftiere Fotografien bis hin zu von Michael Handl getragene Buttons. Es wurde genäht, gemalt und gestickt. Peter Holub hat damals seine Schneiderwerkstatt gratis zu Verfügung gestellt, aber nicht nur die Werkstatt, sondern einfach alles, was gebraucht wurde – von den Nähmaschinen bis zum Faden. Während Brigitte spricht, tauchen auch immer wieder historisches Filmmaterial und Fotografien aus der Entstehungszeit der Tücher auf. Diese geben interessante und die Erzählung komplettierende Einblicke in die Werkstatt; gezeigt wird aber auch u. a. die erste Präsentation der Quilts in der Wiener UNO City am 1. Dezember 1992.

Auch Friedl Nussbaumer kommt zu Wort, in historischem Filmmaterial, in dem er das Names Project Wien vorstellt und seinen ganz persönlichen Zugang zum Thema nach dem Tod seines Partners Michael Handl; er war aber auch bei aktuellen Dreharbeiten dabei und sprach über das von ihm gefertigten Panel für Reinhardt Brandstätter.

Zum Schluss schwenkt der Film nach Maria Grün im Wiener Prater, wo sich das Aids-Memorial befindet. Dort spricht Brigitte mit Pater Clemens Kriz, dem ersten offiziellen AIDS-Seelsorger Österreichs und Initiator dieses Gedenkortes.

Quasi als Bonusmaterial hat Petra Paul Worte von Dieter Schmutzer vor den Film gestellt; und nach dem Film gibt es noch einen Einblick in eine Diskussionsrunde mit Brigitte, Friedl, Kurt Krickler und – zur Bedeutung des Projekts für die jüngere Generation – Michi Redlich von der HOSI Wien. Denn, wie Friedl am Anfang des Films bei einer Infoveranstaltung in der HOSI, damals noch in der Novaragasse, festhielt: „Mein Grundgedanke war, das Names Project in der HOSI Wien aufzuziehen … Heute ist es so, dass die HOSI Teil des Names Projects ist.“

Der Film gibt nicht nur Einblicke in Lebensgeschichten, er zeigt auch den damaligen Umgang mit HIV und AIDS auf. Die im Film verwendete Musik stammt von Heidi Jaros, Ruzsa N. Lakatos und Familie sowie Julius Zechner. Petra Paul hat mit diesem Film ein sehr wichtiges und berührendes Zeitdokument geschaffen. Infos zum Names Projekt Wien: https://namesproject.at

Von Petra M. Springer

Studium an der Universität Wien, Kunsthistorikerin, Ausstellungskuratorin, Journalistin und Wissenschaftspublizistin, arbeitet bei der Illustrierten Neuen Welt und ist im Vorstand von OBRA – One Billion Rising Austria. (Foto: Lisa Leutner)