Diesen Sommer wurde von der ECDC ein aktueller Hepatitis-A-Ausbruch in mehreren europäischen Ländern gemeldet, auch in Österreich. Mehr als ausreichend Grund, hier einen kurzen Überblick über die drei häufigsten Hepatitis-Viren zu bieten und an sehr sinnvolle Impfungen zu erinnern.
Im Juni 2025 publizierte das ECDC (Europäisches Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten) einen aktuellen Hepatitis-A-Ausbruch: Von Januar bis Mai 2025 wurden in Österreich, der Slowakei, Tschechien und Ungarn deutlich mehr Fälle als in anderen Jahren gemeldet. In Österreich waren es zum Zeitpunkt der Meldung 87 bestätigte und 44 noch zu klärende Hepatitis-A-Fälle. Die jüngste betroffene Person war 3 und die älteste 84 Jahre alt. Bei 70 Personen gab es Informationen zum Verlauf: In 63% der Fälle war eine Aufnahme ins Spital notwendig und drei Menschen verstarben.
Die ECDC ruft auf, sich impfen zu lassen. Der Aufruf ist ernst zu nehmen, denn die Daten zeigen, dass auch in Österreich Menschen nicht geschützt sind. Zusätzlich machte das ECDC zum Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli darauf aufmerksam, dass in Europa jedes Jahr etwa 50.000 Menschen infolge einer Hepatitis-Infektion versterben. Es lohnt sich also, immer wieder mal kurz einen Blick auf das „Abc der Hepatitis-Viren“ zu werfen.
Hepatitis
Das Wort „hepar“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet Leber. Die Wortendung „-itis“ steht in der Medizin für Entzündungsreaktionen. Hepatitis heißt also schlichtweg Leberentzündung. Sie kann diverse Ursachen haben, z. B. Alkohol, einige Gifte oder Medikamente, manche Autoimmunerkrankungen oder Infektionen mit speziellen Bakterien oder Parasiten. Meistens geht es aber um Infektionen mit den Hepatitis-Viren A, B und C.
Hepatitis-Viren
Zu den Hepatitis-Viren werden klassisch fünf ganz unterschiedliche Viren gezählt: Hepatitis A, B, C, D und E. Ihre Gemeinsamkeit ist, dass sie alle eine Leberentzündung hervorrufen. Hepatitis A, B und C kommen mit Abstand am häufigsten vor. Man geht davon aus, dass weltweit über 300 Mio. Menschen mit einer Hepatitis B oder C leben und jedes Jahr 1,3 Mio. Menschen daran versterben.
Akute und chronische Hepatitis
Eine virale Hepatitis kann anfangs (Akutphase) zu Symptomen wie z. B. Müdigkeit, Ausschlag, Magen-Darm-Problemen oder Gelbsucht führen. Oft treten keine Symptome auf und die Infektion bleibt unbemerkt. Das Immunsystem kann die Infektion zum Teil selbstständig kontrollieren bzw. ausheilen. Gelingt dies nicht, spricht man von einer chronischen Hepatitis. Ohne Therapie führt eine chronische Leberentzündung über viele Jahre hinweg zu Schäden des Organs, bis hin zu Leberkrebs. Infektionen mit Hepatitis-Viren sind daher ernst zu nehmen. Dementsprechend wichtig sind ein guter Schutz bzw. die frühe Diagnose und wirksame Therapien.
Hepatitis A
Die Hepatitis-A-Viren (HAV) werden mit dem Kot ausgeschieden und oft über verschmutztes Wasser und Lebensmittel wieder aufgenommen. Darum tritt sie vor allem bei unzureichenden hygienischen Standards auf. Was viele Menschen nicht wissen: Es kommt auch im sexuellen Kontext zu HAV-Infektionen. Hier erfolgt die Übertragung z. B. beim Stimulieren des Anus mit der Zunge oder bei Fingerspielen mit Anal- und Oral-Kontakt. Aus diesem Grund werden immer wieder vermehrte Infektionen im Rahmen großer Festivals mit vielen Sexualkontakten registriert. Eine Hepatitis A verläuft fast immer symptomatisch, oft mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Sie heilt selbstständig wieder aus und führt zu einer lebenslangen Immunität. Dabei gilt, dass mit steigendem Lebensalter die Schwere der Erkrankung zunimmt. Unter Umständen kann es zu Komplikationen und z. B. bei bereits geschädigter Leber zu Todesfällen kommen. Der Schutz vor einer Infektion ist also wichtig. Der einfachste Weg ist die Impfung, die über viele Jahrzehnte (vermutlich lebenslang) schützt.
Hepatitis B
Hepatitis-B-Viren (HBV) werden hauptsächlich über Geschlechtsverkehr, Blutkontakt (z. B. intravenöser Drogengebrauch, Tätowieren, Piercen) oder bei der Geburt übertragen. Die Viren sind hoch infektiös, es kommt bereits durch kleinste, nicht sichtbare Blutmengen zu Infektionen. In einem Großteil der Fälle bleibt die Infektion unbemerkt und etwa 90 % können vom Körper selbstständig unter Kontrolle gebracht werden, es entsteht eine Immunität. Die chronische Hepatitis B wird medikamentös therapiert, es gibt jedoch keine Heilung und die Viren bleiben lebenslang in den Leberzellen. Schutz bieten z. B. Kondome und das Vermeiden von gemeinsamem Gebrauch von Gegenständen, die Blutkontakt haben könnten, also z. B. auch Rasierer oder Zahnbürsten. Die definitiv beste Prävention vor Hepatitis B ist ebenfalls die Impfung, die für viele Jahre schützt. Da die Hepatitis-B-Impfung für die Gesundheitsförderung eine so große Rolle spielt, ist sie im Österreichischen Impfprogramm kostenfrei für alle Kinder enthalten und grundsätzlich für alle Menschen mindestens bis zum 65. Lebensjahr empfohlen.
Hepatitis C
Hepatitis-C-Viren (HCV) werden ausschließlich über Blut übertragen. Daher erfolgen viele Infektionen über gemeinsam verwendete Utensilien zum intravenösen Drogengebrauch. Aber es gibt auch Übertragungen beim Sex, sofern es zu Blutkontakt kommt (z. B. durch Menstruationsblut oder Sexpraktiken, die zu Verletzungen führen können). Darum besteht der Schutz vor einer Hepatitis C (neben dem allgemeinen Vermeiden von Blutkontakt) aus allen Maßnahmen, die Blutkontakt beim Substanzkonsum (keine gemeinsam verwendeten Spritzen, Schnief-Röhrchen etc.) und beim Sex (z. B. Kondome, Handschuhe, Reinigen der Sexspielzeuge, kein gemeinsames Verwenden von Gleitgel-Tiegeln) beinhalten. Die akute Hepatitis C bleibt oft unbemerkt und nur in ca. 30% der Fälle kann der Körper die Infektion ausheilen. Die gute Nachricht ist: Eine Hepatitis C kann in wenigen Wochen geheilt werden. Eine Schutzimpfung gegen die Hepatitis C gibt es leider nicht und eine ausgeheilte Infektion (egal ob selbstständig oder durch Medikamente) bildet keine Immunität aus. Reinfektionen sind also möglich. Aktiv an Schutzmaßnahmen und bei Bedarf an einen Test zu denken, ist aus dem Grund besonders wichtig.
Der Wiener Infektiologe Dr. Alexander Zoufaly ist auf Reisemedizin und Impfungen spezialisiert. Zu den Hepatitis-Impfungen hat er eine klare Meinung:
Welchen Stellenwert haben Impfungen allgemein?
Aus medizinischer Sicht haben sie einen enormen Stellenwert, da sie hocheffektiv schützen können. Dieses großartige Tool zur persönlichen Gesundheitsförderung sollte unbedingt genutzt werden.
Für wen eignet sich die Hepatitis-A-Impfung?
Die Hepatitis-A-Impfung ist schon für Kinder empfohlen, später wird sie oft in Zusammenhang mit Reisen angesprochen. Doch es gibt immer wieder lokale HAV-Ausbrüche in sexuellen Netzwerken. Wir empfehlen daher allen sexuell aktiven Menschen mit wechselnden Partner*innen die Hepatitis-A-Impfung. Zusätzlich ist sie z. B. für Menschen mit Lebererkrankungen, wie z. B. Hepatitis B und C, wichtig.
Wie sieht es mit der Hepatitis-B-Impfung aus?
Die Hepatitis-B-Impfung ist ja im kostenfreien Kinderimpfprogramm enthalten, das zeigt bereits, wie viele Vorteile sie hat. Als klassische sexuell übertragbare Infektion ist der Schutz gegen HBV für Erwachsene unbedingt empfohlen. Und auch hier gilt die Empfehlung speziell für Personen mit chronischen Lebererkrankungen, einer Hämophilie, Dialysepatient*innen und auch für Menschen mit HIV.
Warum spielt bei der Hepatitis B die Titerbestimmung eine Rolle?
Man sieht am Titer, ob eine Auffrischung notwendig ist. Liegt er über 100 mIE/ml, kann man von einer weiteren Schutzdauer von 10 Jahren und mehr ausgehen. Zusätzlich gibt es Menschen, bei denen die Hepatitis-B-Impfung nicht gleich einen vollen Immunschutz erzeugt. Die Titerbestimmung lohnt sich daher meistens.
Muss man die Hepatitis-A- und -B-Impfungen dauernd im Hinterkopf haben?
Nein. Das praktische an Impfungen ist, dass man nur selten an sie denken muss. Gerade die Hepatitis-Impfungen schützen für viele Jahre. Oft reicht es, wenn man einzelne Anlässe, also z. B. eine Meldung in den Medien, als Anlass nimmt, den eigenen Impfstatus zu prüfen.