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Satire

Lob der Maske

Lambda wäre nicht das erfolgreiche Zentralorgan der Arge SCHAS (SCHöner Als Sex), wäre diese Ausgabe nicht wieder mal prallgestopft mit Edeldenke und Zeigefinger: „Huch! Diskriminiiierung!“ heißt es diesmal.

Sehr anständig. Aber keine Ahnung, was das bringt, außer uns den Spaß am Unterscheiden zu verderben. Kipferl oder Croissant, „Krone“ oder Youporn, Kuscheln oder Dreier: Unterscheiden muss man können.

Lasst es uns hier einmal versuchen. Und zwar am Beispiel des armen Fetzerls, der Covid-Maske. Die wird ja diskriminiert, schlimmer geht´s kaum. Impfgegner, Maskengegner und Hirngegner haben sich gegen sie zusammengerottet. Sie tun sich schwer, vor allem mit der Maskenpflicht. Sie täten sich leichter, würden sie´s einmal mit dem Unterscheiden, dem Diskriminieren versuchen:

Es kann wirklich erhebliche Nachteile mit sich bringen, wenn man nach getaner Arbeit wiedererkannt wird; deshalb wird die Maskenpflicht für Bankräuber, Schönheitschirurgen und Dagmar Koller auch allgemein gutgeheißen.

Anders verhält es sich bei Scharfrichtern und Henkersknechten: Die machen sich zwar auch maskiert ans Werk, aber nicht aus Sorge, die Enthaupteten könnten sie (etwa bei ihrer nächsten Hinrichtung) wiedererkennen. Vielmehr soll sie die Maske vorm Bösen Blick ihrer Opfer schützen.

Klappt tatsächlich, zumindest bei Priestern hinterm Beichtstuhl-Gitter, das ja einem ähnlichen Zweck dient: Ich jedenfalls habe über meine Beichte damals in der Dorfkirche, als ich die ersten gleichgeschlechtlichen Erlebnisse bekannte, nur eine schwarz-weiß verschwommene Erinnerung an das blasse Gesicht des Hochwürdigen im Beichtstuhl – dafür aber eine superscharfe an den prallen Schwanz in seiner Faust, knallrot, elfenbeinern mit blau hervortretenden Adern, rundum der schwarze Talar.

Wir sehen also: Der Satan hat von Covid gelernt. Er lauert überall, besonders gern versteckt hinter irgendeiner Maske. Aber wie so oft ist Rettung nahe, wo die Not am größten: Und zwar Rettung durch die Kirche. Als eBay das noch erlaubte, wurden dort Corona-Masken angeboten, in Lourdes kirchlich geweiht und „heiligmäßig wirksam“. Sowas lockt enorm, denn Sündige wie ich dürfen kaum je auf heiligmäßige Wirkung von irgendwas hoffen. Ich habe trotzdem nicht auf „jetzt kaufen“ geklickt: Der Preis (knapp 15 Euro für 5 Sündenfilter) hätte schon gepasst; aber es gab keine in Mariazell geweihten Masken. Was, wenn die französischen Wundermasken nichts helfen? Wenn Lourdes dem heimischen Covidl powidl ist?

Und doch verdient das heiligmäßige Anliegen unsere Unterstützung, weil die Kirche in Geldangelegenheiten immer weiß, was sie tut: Mit der Maskenweihe setzt sie fort, was sie für den Bau des Petersdomes erfunden hat, nämlich die Ablasszettel-Wirtschaft. „Wenn das Geld im Kasten klingt, das Virus gleich ins Feuer springt“: Wer wollte sich der guten Tat verschließen?

Lobet also die Maske! Das Masken-Business hätte auch Zukunft – man muss nur dreist genug zulangen: 50 Kult-Masken der Hopi-Indianer (18.000 leben noch in Arizona) brachten 2013 bei einer Auktion in Paris immerhinAnzeige 1,6 Millionen Euro. Wahrscheinlich hatten die internationalen Proteste dagegen die Preise noch raufgetrieben. Jedenfalls nehmen sich die 64,50 Euro für die Totenmaske des Tut Anch Amon am edlen Schmuckhalsband geradezu grindig aus, einerseits. Andererseits: Die Hopi-Masken sind echt, die Bildnisse des toten Pharaos nur Massenware. Und Pharaonen haben keine Lobby zum Preistreiben.

Und erst die Masken für Schauspieler! Sie sind part of the game, die gehören einfach dazu wie Korruption zu Kärntner FP-Finanzen. Geschenkt. Und ohne die Masken von Tiefseetauchern und Eishockey-Tormännern gäbe es keinen Hai aufs Brot und noch tschahnlosere Kommentare nach dem Match.

Unsere höchste Zuneigung aber verdient die Maske schlechthin, die Atemschutzmaske FFP2 („Für Furzfrohe Pausbacken“). Sie soll verhüten, dass gesundheitsgefährdende Stoffe in unsere Atemwege gelangen. Ihre erwünschte Nebenwirkung: Sie verdeckt gut die Hälfte des Gesichtes der furzfrohen Pausbacken. Und verhütet so, dass ästhetikgefährdende Bilder in unsere Seelenwege gelangen. (Schaut euch mal an, wie manche Typen die Maske tragen: Klar, dass die auch alle anderen Arten von Verhütung versemmeln, leider.)

Muss eine Art Erbkrankheit sein: Schon ihre Eltern sind, wie man sieht, mit der Verhütung nicht klargekommen. Lobet und preiset also die Maske!

Von Andrea Francesconi

Lambda Autor, Satire