Es ist gut zwei Monate her, dass mit der FPÖ eine Partei bei der Nationalratswahl fast 30 % der Stimmen geholt hat, die häufig durch populistische und ausgrenzende Rhetorik auffällt. Auch das globale Klima wird sich mit der erneuten Wahl Trumps zum US-Präsidenten nicht bessern. Für uns als queere Community ist das mehr als besorgniserregend. Doch gleichzeitig bedeutet es auch, dass unser Engagement wichtiger ist denn je – und dass wir gemeinsam mit noch mehr Nachdruck für unsere Werte und Rechte einstehen müssen.
Die FPÖ hat in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass sie Positionen vertritt, die die Würde und Existenzberechtigung von LGBTIQ-Menschen in Frage stellen. Ihre Ablehnung von gleichen Rechten für queere Menschen, die Ablehnung von Maßnahmen gegen Hasskriminalität und die Kritik an Bildungsinitiativen, die Vielfalt fördern, zeigen, dass wir nicht nur keine gemeinsamen Grundwerte teilen, sondern dass die FPÖ ein gesellschaftliches Klima schafft, in dem wir als queere Menschen bestenfalls ignoriert werden und an den Rand der Gesellschaft gedrängt, realistischer jedoch aktiv angefeindet werden.
Doch wir sind keine Randerscheinung, und unsere Rechte und Würde sind ebenso wenig verhandelbar wie die aller anderen Menschen in diesem Land.
Die Aktivist*innen der HOSI Wien setzen sich seit 45 Jahren für die Rechte und die gesellschaftliche Akzeptanz von LGBTIQ-Personen in Österreich ein. Wir werden dies auch in schwierige Zeiten tun, unsere Rechte und Errungenschaften schützen und keinen Millimeter weichen in unserem Bestreben nach Gleichstellung. Wir müssen wehrhaft sein, denn ohne ein starkes Gegengewicht werden wir, wenn nicht in der kommenden, dann in der darauffolgenden Legislaturperiode, erleben, dass unsere hart erkämpften Rechte nur von kurzer Dauer waren. Die Tendenz ist klar: Österreich wählt konservativ und rechts und ist stolz darauf. Unsere Gegenwehr muss auf Bündnissen mit all jenen, die in Politik und Zivilgesellschaft an unserer Seite stehen, beruhen und darf nicht in eine Einzelkämpfermentalität ausarten.
Das Wahlergebnis verunsichert viele von uns, es macht Angst, weil wir nur erahnen können, wie es sich auf unser tägliches Leben auswirken könnte, sollte eine Partei den Kanzler stellen, deren „Einzelfälle“ im Kontext von Wiederbetätigung kaum zählbar sind. Umso wichtiger ist es, dass wir Räume wie das Gugg und andere Institutionen schaffen, in denen wir als Community zusammen kommen können und aus denen wir schöpfen können.
Gerade in Zeiten wie diesen dürfen unsere Solidarität nicht verhandelbar und unsere Stimmen nicht leise sein.
Wir stehen also vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits müssen wir unsere Stimme in der öffentlichen Diskussion lauter und deutlicher erheben und klarstellen, dass wir eine offene und respektvolle Gesellschaft wollen. Andererseits müssen wir intern unsere Strukturen stärken und noch mehr Menschen ermutigen, sich für unsere Sache einzusetzen. Alle von uns können einen Beitrag leisten, sei es durch das Engagement in Vereinen wie der HOSI Wien, durch die Teilnahme an Veranstaltungen oder einfach durch das Vertreten unserer Werte im Alltag. In Zeiten wie diesen braucht es couragierte Menschen, die sich nicht entmutigen lassen, sondern entschieden für Gleichberechtigung, Respekt und Akzeptanz eintreten.