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Dieser ganze Gender-Wahnsinn betrifft mich ja gar nicht

So oft habe ich das gehört oder mitbekommen, dass Personen gar nicht auffällt, wie die binäre Spaltung der Gesellschaft uns allen schadet. Dieses Unwissen ist ein Zeichen eines gewissen Privilegs, denn es betrifft viel mehr Personen als man denken würde, vor allem auch cisgender Personen. Natürlich reicht es schon aus, dass diese Transphobie trans* Personen betrifft, dass es einem wichtig sein sollte. Ich möchte aber einmal beleuchten, warum die resultierende Transphobie jeden betrifft, trans* oder nicht trans*.

Die binäre Spaltung ist in allen Teilen der Gesellschaft verwurzelt und tief in uns verankert. Gegenderte Toiletten und die Debatte um das Gendern der Sprache sind nur der Anfang. Pink Tax ist auch nur eine Folge dieser binären Spaltung. Warum müssen Frauen für dieselben Produkte mehr zahlen als Männer? Richtig, systematische Diskriminierung, die mit der binären Spaltung der Gesellschaft zu tun hat. Diskriminierung eines Geschlechts wäre ja grundsätzlich kein Thema, wenn wir alle gleich behandelt und nur als Menschen gesehen würden, logisch. Ich hatte letztens ein sehr interessantes Gespräch mit meinem Taufpaten, ein cisgender heterosexueller weißer Mann, der komplett überrascht war herauszufinden, wie tiefgreifend diese Spaltung überhaupt ist. Nicht nur jede Toilette, jede Umkleide und jedes Produkt ist gegendert, sondern auch alle Berufsfelder, Absurditäten wie Instrumente, und sogar wie wir andere Menschen einordnen. Ich habe als nicht-binäre Person eine gewisse Sensibilität für diese binäre Einordnung entwickelt, die mir, dadurch dass ich sie dauernd wahrnehme, ein konstantes Gefühl des Unwohlseins und Unbehagens gibt. In trans* spezifischen Kreisen ist dies größtenteils besser, jedoch ist es aber auch noch sehr tief in uns verankert und leider noch immer sehr oft spürbar. Ein großes Thema, was sich durch mein Outing und meiner Entscheidung eine hormonelle Behandlung zu starten, gebildet hat, ist die Thematik von „nie männlich oder weiblich genug sein“. Jedes Merkmal, jede Verhaltensweise von mir wird sofort binär eingeteilt, auch wenn es gar keinen Sinn ergibt. Diese Realisation hat mich komplett aus allen Bahnen geschmissen. Ich wurde zudem auch für alles verurteilt, was stereotypisch einem der binären Geschlechter zugeteilt ist. Diese Erfahrung passiert aber auch cis Personen. Viele Personen werden für Merkmale verurteilt, die nicht stereotypisch ihrem Geschlecht entsprechen und werden auch dafür aus Räumen ausgeschlossen. Ein gutes Beispiel dafür zeigt sich als Frau mit kurzen Haaren auf der Frauentoilette. Oft werden diese Personen als „nicht weiblich genug“ gelesen. So haben sie oft dasselbe Problem wie trans* Personen in einem Umfeld/System welches eigentlich für sie ausgelegt ist. In der lesbischen Community wird oft als Argument gegen maskuline Lesben benutzt, dass sie eh so männlich aussehen, dass man da gleich auch mit einem Mann zusammen sein könne. Cis Männern, die sich für Makeup interessieren und heterosexuell sind, wird auch immer wieder vorgeworfen kein „echter Mann“ zu sein. Das ist etwas, was trans* Personen gesagt wird, aber diese Transphobie zeigt sich hiermit auch wieder als schädlich auch für cis Personen. Man sieht also, dass das Gendern jeder kleinen Eigenschaft auch cis Personen in ihrer Freiheit einschränkt. Auch wenn sie das oft nicht bemerken, da die Anpassung, die sie durchgemacht haben, sich so selbstverständlich angefühlt hat, dass sie gar nicht das Bedürfnis gespürt haben sich auszuprobieren. Jedoch ist es aber wichtig zu wissen, dass die binäre Spaltung und die daraus folgende Transphobie uns alle betrifft, nicht nur trans* Personen.

Von Panda K.

Transgenderreferat
HOSI Wien