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Goldenes Verdienstzeichen für Dr. Dieter Schmutzer

Am 2. April wurde Dieter das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien von Landtagspräsident Ernst Woller überreicht. Gewürdigt wurden seine Verdienste als Erwachsenenbildner und Mundartforscher, aber vor allem auch sein Engagement für die österreichische Schwulen- und Lesbenbewegung und in der HOSI Wien.

Zu diesem Anlass baten wir einige seiner Wegbegleiter*innen um ein paar Worte.

Christian Högl, ehemaliger Obmann der HOSI Wien:

Ich lernte Dieter Ende 1987 kennen, als ich zur HOSI Wien stieß. Mit meinen 17 Jahren blickte ich zu ihm auf: Er war eine der zentralen Führungspersönlichkeiten im Verein, ein Hauptakteur der HOSIsters und jemand, der aufgrund seines brillanten rhetorischen Talents Gespräche und Veranstaltungen dominierte. Zudem repräsentierte er in dieser Zeit die HOSI Wien in den Medien und verlieh unseren Anliegen eine gewichtige Stimme. Auch als ich Dieter 1996 als Obmann des Vereins nachfolgte, blieb er eine Autorität für mich und jemand, auf dessen ehrliche Meinung und Unterstützung ich zählen konnte. Bei den HOSIsters standen wir bis zu Dieters Bühnenabschied 2015 gemeinsam auf der Bühne. Seine Verwandlungsfähigkeit beeindruckte mich immer wieder: Mag bei den Proben etwas noch nicht so gut gelaufen sein, sobald die Scheinwerfer angeworfen wurden und Dieter vor sein Publikum trat, kam der Profi in ihm durch und er lief gesanglich und schauspielerisch zu Höchstleistungen auf. Er trägt das Prädikat „Rampensau“ nicht umsonst mit Stolz!

Friedl Nussbaumer, Names Project Wien:

Michel de Montaigne schreibt in seinen Essais: „Das Wort gehört zur Hälfte dem, welcher spricht, und zur Hälfte dem, welcher hört.“ Als Germanist liebt Dieter Schmutzer die Sprache und deren Schönheit, als Lebens- und Sozialberater liebt Dieter die Menschen und deren Vielfalt. Welch’ ein Glück, einen so wertvollen Menschen zu seinen Freunden zählen zu dürfen!

Brigitte Zika-Holoubek, Names Project Wien:

Ah ja! Dieter Schmutzer in drei Sätzen!??! Bitte: Dieter, lieber Freund und kompetenter, sehr geschätzter Weggefährte durch viele Jahrzehnte. In starren Zeiten Stillstand durch „Bewegung“ verhindert. Ich bin froh und dankbar, so einen lieben Menschen an meiner Seite zu wissen.

Barbara Fröhlich, Schriftführerin HOSI Wien:

Ich erinnere mich noch sehr genau als ich 1992 an meiner ersten Vorstandssitzung teilnahm. Da begeg- nete ich Dieter, damals Obmann der HOSI Wien, zum 1. Mal persönlich. Er betrat die „Bühne Vorstandssitzung“ souverän und beherrschte seinen Text bravourös. Sein Talent für Sprache war deutlich erkennbar. Bei kontroverseren Diskussionen war er sachlich, aber bestimmt. Durch seine Contenance gelang es so manch verbale Eskala- tion bereits im Vorfeld zu verhindern. Persönlich habe ich Dieter nur einmal sehr wütend und dieser Wut auch Worte verleihend erlebt und da ging es, typisch für ihn, einen von ihm sehr geschätzten Menschen vor ungerechtfertigten Anschuldigungen zu schützen. Ich habe Dieter als Aktivisten, aber ganz besonders auch als Menschen sehr schätzen gelernt.

Kurt Krickler, Mitbegründer und jahrzehntelanger Mitarbeiter der HOSI Wien:

Eine der hervorstechendsten Eigenschaften Dieters war immer das Bemühen um Ausgleich. Das war gerade in den Anfangszeiten der HOSI Wien von entscheidender Bedeutung und großem Nutzen. Durch seine ruhige, gelassene und ausgleichende Art hat er so manchen Konflikt entschärft und ein sehr breites und vielfältiges Meinungs- und Handlungsspektrum im Verein ermöglicht. Damals hat es enorm zur Erfolgsgeschichte der HOSI Wien beigetragen.

Rotraud Perner, Juristin, Psychoanalytikerin und Theologin:

Ich habe Dieter in den 1980er Jahren als Unterstützerin der HOSI in der Forderung nach Rehabilitation der wegen ihrer sexuellen Orientierung mit dem rosa Winkel in KZs Inhaftierten von seiner ernsten Seite kennen gelernt: Als Volksaufklärer der sexuellen Gesundheit in der Aids-Hilfe Österreichs. Wenn man Dieter als Kabarettist oder Schauspieler-Sänger bei den HOSIsters erlebt hat…, kennt man nur den spielfreudigen Akteur aber nicht den unauffällig bescheidenen, jahrzehntelang beharrlichen Kämpfer für die Menschenrechte all der Diskriminierten, die heute unter dem Sammelbegriff LGBTIQA – schon wieder und noch immer – umGRENZt und damit aus der Normalität ausgeGRENZt werden.

Von Barbara Fröhlich

Names Project Wien