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„Die Tage sind heller,wenn man liebt“

Unter diesem Titel fanden am 24. Oktober in der HOSI Wien mehrere Veranstaltungen zu Ruth Maier statt: zwei Ausstellungseröffnungen, eine Bibliotheksbenennung sowie Präsentation einer Broschüre.

In einer Ausstellung setzten sich Künstler:innen mit Ruth Maier auseinander. Die fotografischen und literarischen Beiträge von Norma del Camino, Barbara Fröhlich, Sophie Krüger, Petra Paul, Petra Röbl, Sabine Schwaighofer, Marie Thur und Brigitte Zika wurden im Gugg ausgestellt. In Gio’s Room wurde die zweite Ausstellung „Das kurze Leben der Ruth Maier. Wien – Oslo – Auschwitz“, eine Leihgabe des Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, DÖW, Wien gezeigt.

Umrahmt von diesen Zeugnissen übernahmen Ann-Sophie Otte (Obfrau der HOSI Wien), Lisa Hermanns (LesBiFem-Referentin) und Barbara Fröhlich (ehem. Lesben*referentin) die einleitende Worte. Hannah M. Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, betonte die große Bedeutung dieses Projekts zur Erinnerung und die Benennung der Vereinsbibliothek nach Ruth Maier.

Am 10. November 1920 in Wien geboren, konnte Maier zuerst vor den Nationalsozialisten nach Norwegen fliehen, wurde dort 1942 verhaftet, nach Auschwitz deportiert und vergast. Historiker Wilfried Garscha vom DÖW Wien gab Einblicke in seine eigene Forschung zu Ruth Maier und hob ihre Beziehung zu Gunvor Hofmo hervor. Kunsthistorikerin Petra M. Springer zeigte Beispiele des künstlerischen Werks Maiers und ging vor allem auf zwei Arbeiten ein: das Aquarell Schlosspark (1942) und skizzierte Ansichten auf einer Tagebuchseite, die fast surreal durcheinander gewürfelt erscheinen (1936): Kirchtürme, Landschaft, Schiff, Liegestuhl,… Von Deck aus hat Ruth Maier Eindrücke einer Schiffsreise von Budapest nach Wien festgehalten: Es entstanden keine einzelnen Skizzen, sondern die Bilder, die während der Fahrtdauer nacheinander am Ufer auftauchten, sind hier in einer Zeichnung verdichtet.

Nach den Reden wurde im Salon Helga die Metallplakette der Ruth Maier Bibliothek von Hannah M. Lessing und Ann-Sophie Otte feierlich enthüllt.

Im November fanden weitere Veranstaltungen zum Gedenken an Ruth Maier statt: Am 14. November wurde der Film „Ruth Maier – die Anne Frank von Österreich“ von Robert Gokl gezeigt, mit anschließendem Gespräch von Petra M. Springer mit dem Historiker und Filmemacher. In einer weiteren Veranstaltung wurden die Ergebnisse der kreativen Schreibwerkstatt, geleitet von der Schreibpädagogin und Autorin Norma del Camino, präsentiert.

Die gedruckte Broschüre „‘Die Tage sind heller, wenn man liebt‘. Ruth Maier. Wien – Oslo – Auschwitz“ aus der Edition Regenbogen ist in der HOSI Wien gratis erhältlich und wurde, ebenso wie eine englische Ausgabe, auf der Website der HOSI Wien zum Blättern und Downloaden bereitgestellt.

Die HOSI Wien Bibliothek wäre nur halb so groß ohne Gudrun Hauer. Aus Salzburg kommend fand Gudrun in der HOSI Wien ihre aktivistische Heimat. Sie war 1985 die erste Frau im HOSI-Vorstand und lange Schriftführerin des Vereins, sowie bis zu ihrem Ableben Lambda Co-Chefredakteurin. Gudrun vertrat die HOSI Wien auch bei Podiumsdiskussionen, auf Pressekonferenzen und gegenüber den Medien; ob beim politischen Lobbying oder in akademischen und wissenschaftlichen Kontexten. Sie las gerne und viel, vor allem feministischen, lesbischen und wissenschaftlichen Literatur. Viele ihrer Bücher finden sich nun in unserer Bibliothek. Gudrun wäre heuer 70 Jahre alt geworden.

Von Petra M. Springer

Studium an der Universität Wien, Kunsthistorikerin, Ausstellungskuratorin, Journalistin und Wissenschaftspublizistin, arbeitet bei der Illustrierten Neuen Welt und ist im Vorstand von OBRA – One Billion Rising Austria. (Foto: Lisa Leutner)