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Gemeinsam sind wir stärker!

TIN (Trans* Inter* Nicht Binär)

Viele ältere inter* Menschen, die ich bis heute kennenlernen durfte, waren früher bzw. sind auch noch immer Teil der trans* Community und haben auch in dieser ihren Aktivismus als trans* Menschen und später als trans* inter* Menschen gestartet. Einige von ihnen haben während ihrer Transition herausgefunden, dass sie intergeschlechtlich sind, dies passiert auch heute noch sehr regelmäßig. Warum? Ja, weil Intergeschlechtlichkeit auch heute noch immer von der Medizin und der Gesellschaft so sehr tabuisiert wird, dass oftmals Menschen gar nicht auf den Gedanken kommen, dass sie mit einer Variation der Geschlechtsmerkmale geboren wurden. Und somit startet für manche inter* Menschen der Weg in die Transition, bevor sie ihr Inter* Sein herausfinden. Aber es gibt auch inter* Menschen, die sich im vollen Bewusstsein ihrer Intergeschlechtlichkeit für ihre Transition entscheiden, da sie mit den von der Medizin durchgeführten nicht konsensuellen Behandlungen und Operationen in ihrer Kindheit unglücklich sind, weil es ihrem tatsächlichen Sein nicht entspricht. Hier sehen wir die Erste sehr wichtige Verbindung der trans* und inter* Community, nämlich die Menschen selbst in ihrem vielfältigen Sein. Eine zweite große Verbindung ist der Aktivismus dieser Menschen. Wenn wir einen Blick nach Berlin machen, wurde damals TRIQ (TransInterQueer e.V. , Anm. d. Red.) gemeinsam von trans* und inter* Menschen gegründet und auch bei der Gründung von TGEU (Transgender Europe e.V., Anm. d. Red.) waren inter* Menschen mit dabei. Im Übrigen fand die erste Sitzung der  TGEU in Wien statt und auch der erste Vereinssitz war in Wien, bis man sich dann entschieden hat diesen von Wien nach Berlin zu wechseln, da die meisten aktiven Menschen des Vereins in Berlin lebten. Als sich dann einige Jahre später OII Europe (Organisation Intersex International Europe, Anm. d. Red.) gegründet hat, war es die TGEU, die OII Europe Büroräumlichkeiten zur Verfügung gestellt hat. Policy Arbeit wurde früher als auch heute immer eng abgestimmt. Man unterstützt sich, arbeitet miteinander um die Lebensbedingungen von trans*, inter* und nicht binären Menschen zu verbessern. Dies auch mit der Unterstützung von ILGA-Europe, bei denen beide Vereine Mitglied sind. Wie man sieht, funktioniert die Zusammenarbeit auf Europa Ebene sehr gut, denn es wurden schon viele Ziele erreicht, auch wenn der Weg zur vollen Selbstbestimmung noch ein sehr langer und steiniger ist. Zurück nach Österreich, auch hier gab es immer Verbindungen mit der trans* Community, die waren Mal mehr und Mal weniger. Auf einer persönlichen Ebene waren sie immer sehr stark, nur auf der Vereinsebene hat man sich immer wieder Mal aus den Augen verloren. Dies versuchen wir aber zu verbessern, es gibt seit einiger Zeit regelmäßigen Austausch mit VENIB, Change, TransX und auch immer wieder mit trans* Aktivist*innen der HOSI Wien und Salzburg. Wir unterstützen uns bei Veranstaltungen, hatten eine gemeinsame Fußgruppe bei der Regenbogenparade, besprechen miteinander Policy Anliegen und unterstützen einander rund um die Trans*feindlichkeitsdebatte, angestoßen von Politiker*innen in Österreich. Und genau das ist auch der Grund, warum es so wichtig ist innerhalb dieser Communities in Verbindung zu bleiben und nicht nur das, sondern sie auch noch zu vertiefen. Denn wir werden noch immer stark von Gesellschaft, Medizin, Politik angegriffen. Erlangte Rechte werden uns wieder abgesprochen, wie in Ungarn, oder den USA, die Gesundheitsversorgung wird immer schlechter, bzw. ist in manchen Ländern gar nicht gegeben für TIN* Menschen, der konservative, rechte Flügel (TERFs eingeschlossen) kämpft massiv gegen unser Sein, ja teilweise sogar gegen unser Leben, das zeigen Statistiken von Übergriffen, Morden und Anfeindungen der letzten Jahre, die Zahlen steigen massiv. Mediziner*innen die inter* Menschen einfach behandeln, aber trans* Menschen, die eine für sich bewusste Entscheidung treffen, werden diese Behandlungen widersagt, oder sehr hohe Hürden auferlegt. Hier sehen wir, unser Sein, unsere Menschenrechte werden kontrolliert und missachtet von Menschen in patriarchal-strukturierten Machtpositionen, die glauben sie haben ein Recht darauf andere zu zerstören und ja, das Wort ist vielleicht etwas hart, doch das ist es was sie tun, die Zahlen der Suizidversuche und der Suizide von TIN* Menschen der letzten Jahre zeigen es eindeutig. 

Die oben genannten Gruppierungen versuchen uns auch immer wieder gegeneinander aufzuhetzen, mit Aussagen wie, „naja die einen wollen OPs, die anderen nicht“, oder in politischen Debatten wird der eine Aktivismus gegen den anderen als Argumentation verwendet, um ja keine Zugeständnisse zu machen.  

Aber eines ist uns klar: Wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen, denn wir haben ein gemeinsames Ziel und dieses heißt SELBSTBESTIMMUNG, auf unsere Körper, unseren Geschlechtseintrag, unser SEIN. Und dafür werden wir kämpfen – GEMEINSAM

Von Luan Pertl

Obmensch
VIMÖ Wien