Von der Profi-Torhüterin zur Sportpsychologin
Theresa Hornich, die 32jährige ehemalige professionelle Eishockeyspielerin und Torhüterin, auch Theri genannt, spielte vier Jahre lang, von 2015 bis 2019, als erste Frau in einem österreichischen professionellen Eishockeyteam der Männer, in Kitzbühel. Mit fünf Jahren war sie auf Anhieb von dieser Sportart fasziniert, als sie mit ihren Eltern die Spiele beim Eislöwen-Verein am Wiener Heumarkt besuchte. Dort begann ihre sportliche Karriere als Eishockeyspielerin, seither hat sie in allen Nachwuchsteams wie auch gegen männliche Altersgenossen gespielt.
Der Eishockeysport ist zwar eine teure Sportart, die auf Niveau der österreichischen Bundesliga rund 600 Euro Mitgliedsbeitrag exklusive der eigenen Sportausrüstung kostet, aber glücklicherweise konnte Theri mit der finanziellen Unterstützung ihrer Eltern rechnen. Später als Studentin hat sie diese teure Sportart auch mit verschiedenen Geringfügigkeitsjobs weiter finanziert.
Als Eishockeyspielerin bei einem Frauenteam sah Theri in Österreich aber keinen hauptberuflichen Einstieg, deshalb bewarb sie sich bei den Eishockeyvereinen der Männer und erhielt aus Kitzbühel eine Spielzusage – wenn sie dort auch den Nachwuchs trainiere, sagt Theri.
Großes Gefallen fand sie an der Position der Torhüterin – es sei schon von Vorteil, große Torhüter*innen im Team zu haben, sagt Theri mit ihrer Körpergröße von 1,70 Meter. Aber natürlich spielen andere Aspekte auch eine wesentliche Rolle: Spielverständnis, Schnelligkeit, Explosivität, gute Rumpfstabilität und die richtige Mentalität gehören dazu. Die sportliche Spielleistung beim Eishockey sei für sie relevant, sagt Theri. Bei ihren zahlreichen Erfolgen und Auszeichnungen im nationalen wie internationalen Eishockeysport sieht sie ihre Höhepunkte in drei Ereignissen: Im Jahr 2003 als erst 12jährige Eishockey-Torhüterin mit einer Auswahl des österreichischen Männernationalteams in Quebec in Kanada bei der inoffiziellen WM vor tausenden Fans zu spielen, im Jahr 2017 bei der olympischen Qualifikation in Japan dabei zu sein und zu erleben, welchen hohen Stellenwert der Eishockeysport der Frauen in Japan hat, und drittens, erfolgreich mit ihrem österreichischen Frauen-Nationalteam bei der Weltmeisterinnenschaft im Jahr 2017 in Graz den zweiten Platz zu belegen.
„Mit Spaß und Leidenschaft fällt es auch leichter zielstrebig dabei zu sein“, sagt sie. Selbstverständlich war es anfangs noch neu und andersartig für viele, dass Theri in ihrem Kitzbühel Verein als einzige Frau mitspielte, aber die Situation wurde durch die vielen Importspieler aus den USA, Kanada und Skandinavien, wo der Eishockeysport für Frauen schon besser entwickelt ist, erleichtert. So ist zum Beispiel eine faire Aufteilung der Eiszeiten, jene Zeiten, zu denen die Eishockeyspieler*innen die Eisflächen benutzen, zwischen den weiblichen und männlichen Eishockeyspieler*innen wichtig. Während Theri bei den Eishockeyvereinen der Frauen in Wien nur höchstens zwei Mal pro Woche spät abends ihre Eiszeit benutzen durfte, erhöhte sich die Nutzungszahl der Eiszeiten in Kitzbühel beim Männer-Eishockeyverein um das Vielfache. Ein wesentlicher Unterschied beim Eishockeysport zwischen Männer- und Frauenteams ist neben dem professionellen Spielangebot für Männer seitens des Eishockeyverbands auch der erlaubte Körperkontakt, sogenannte Body-Checks, wodurch die männlichen Spieler teilweise schneller und mit mehr Härte, mehr Brutalität auf dem Spielfeld auftreten. Allerdings zeigen die weiblichen Eishockeyspielerinnen ohne diesen Körperkontakt schönere Spielzüge auf, weil mehr Feinheit und Taktik im Spiel seien, sagt Theri, die beide Strategien beeindruckt haben. Als Trainerin des ÖEHV, Österreichischen Eishockeyverbands, ist sie seit 2013 im Nachwuchs- und Hobbybereich aktiv, mit dem Fokus die Position des oder der Torhüter*in zu stärken. So können andere Trainingsstrukturen entscheidend zur Geschlechtergleichstellung im Eishockeysport beitragen, unabhängig von den anatomischen kleinen Unterschieden: „Wer mehr trainiert, entwickelt sich schneller weiter“.
Im Jahr 2019 musste Theri ihre professionelle Karriere im Eishockeysport beenden: Der Verband entschied offiziell, dass es zu gefährlich sei als Frau beim Männerteam mitzuspielen. Das war schon überraschend zu hören, nachdem Theri in ihren vier aktiven Spieljahren in Kitzbühel so gut wie unfallfrei gespielt hat, abgesehen von einem gebrochenen Finger. Jedoch ihre Knieverletzung, ein Kreuzbandriss, hat sie sich beim Eishockeyspiel der Frauen in einem Sommercamp zugezogen. Es wird spannend, die neue Entwicklung des Eishockeysports der Frauen in Schweden zu beobachten, wo seit dieser Spielsaison 2022 / 2023 erstmals der Körperkontakt auch beim Frauen-Eishockeyspiel erlaubt ist. „Weibliche Eishockeyspielerinnen in Österreich haben noch einen weiten Weg, was die Professionalisierung im Eishockeysport betrifft“, sagt sie in Bezug auf geschlechtergerechte Infrastruktur und mediale Berichterstattung. Die höchste Liga im Eishockeysport der Männer wird zwar im österreichischen Puls 24 regelmäßig live übertragen und von Theri als erste TV-Eishockeysportexpertin moderiert, aber mediale Live-Berichterstattung über den Eishockeysport der Frauen fehlt noch.
Erfreulicherweise erlebt sie beim Eishockeysport der Frauen eine offene tolerante Atmosphäre im Umgang mit LGBTIQ-Menschen: „Egal ob wer lesbisch, verheiratet oder sonst wie sexuell orientiert ist, es geht um die sportliche Leistung, Teamspirit und Erfolg im Eishockeysport. Niederlagen, Rückschläge sowie Erfolgsmomente stehen im Vordergrund, unabhängig der sexuellen Orientierung“. Nur bei den Eishockeysportvereinen der Männer sei es bis heute leider immer noch ein Tabuthema und es wird darüber geschwiegen, wer homo- oder transsexuell ist, sagt sie. „Nach einer geschlechtsangleichenden Operation dürfen allerdings trans Spieler*innen zwar nicht mehr professionell spielen, jedoch auf Hobbyniveau wird ihnen Eishockey spielen weiterhin ermöglicht.“
Vor ein paar Jahren hat Theri ihre Ausbildung als klinische Psychologin und Sportwissenschafterin erfolgreich abgeschlossen. Als ausgebildete Sportpsychologin will sie besonders den durch Erschöpfungszustände psychisch erkrankten Menschen helfen. Dazu versucht sie, praktisch umzusetzen, was sie als aktive Leistungssportlerin erlernt hat: Umgang mit Misserfolgen, Verletzungen, mentale Stärke für die Spielvorbereitung, wie auch Motivation und Teamfähigkeit. Im Jahr 2020 hat sie auch ihr erstes Buch „Wenn einem der Rücken in den Rücken fällt“ über Ursachen, Präventionen und Rehabilitationen von Rückenschmerzen, publiziert. Seit diesem Jahr 2023 ist sie als Sportpsychologin in der Unternehmens- und Personalberatung, im Bereich Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz, angestellt und als beruflich Selbständige hält sie einmal pro Woche ihre Beratungsstunden ab. Ihren sportlichen Ausgleich erlebt sie im Sommer beim Segeln oder beim Surfen auf dem Neusiedlersee und hält sich mit Ausdauersportarten wie Tennis und Laufen fit. Das ist für sie inzwischen mehr ein Genuss, keinen strengen Trainingsplan zu befolgen, sondern phasenweise je nach Lust und Laune Sport zu machen.
Es bleibt spannend, ob es Theri gelingt, bei Puls 24 die sportliche Lücke bei der Geschlechtergleichstellung des österreichischen Eishockeysports in der Medienbranche zu schließen, damit wir in naher Zukunft auch regelmäßige Live-Berichte über Eishockeysport der Frauen, von Theresa Hornich kommentiert, erleben können.