Das Buch „Die Transgender-Frage“ ist großartig. Geschrieben wurde es von der britischen Journalistin Shon Faye. Sie engagierte sich für Amnesty International und Stonewall, eine bedeutende LGBTIQ*-Organisation in Großbritannien. Die Autorin weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es trans Personen haben und wie zermürbend die vergifteten Diskussionen zur Transgender-Frage sind. Die Angriffe kommen nicht nur von rechtspopulistischen, sondern auch von feministischen und schwul-lesbischen Kreisen. Die Folgen dieser Ausgrenzung sind dramatisch, wie die Autorin schreibt. In Großbritannien war jede vierte trans Person einmal obdachlos. Im „US Transgender Survey“ gaben 81,7 Prozent der Befragten an, einmal ernsthafte Suizidgedanken gehabt zu haben. 40,4 Prozent sagten, dass sie schon mindestens einmal einen Suizidversuch unternommen haben. Besonders schlimm ist die Situation für trans Kinder. In dem Buch wird ausführlich beschrieben, wie trans Personen diskriminiert werden. Als die medizinische Transition entwickelt wurde, sei es nicht darum gegangen, trans Personen zu helfen. „Das Ziel war, die Geschlechtervielfalt in der Gesellschaft zu regeln und zu kontrollieren und dabei die binäre Geschlechterordnung zu bewahren“, kritisiert die Autorin. Die Untersuchungen von trans Personen seien erniedrigend. Shon Faye musste beispielsweise aufdringliche Fragen über ihren Familienhintergrund beantworten, obwohl das für die Behandlung irrelevant war. Die Autorin spricht sich für einen Transfeminismus aus: „Es ist ein spezifischer Ansatz feministischen Denkens und Organisierens, der von der trans Erfahrung ausgeht, anstatt trans Personen in eine cis feministische Theorie zu drücken.“
Shon Faye: Die Transgender-Frage. hanserblau, München 2022.
Übersetzt aus dem Englischen von Jayrôme C. Robinet, Claudia Voit