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Inter*Pride

In ihrem im Mai beim Verlag w_orten & meer erschienenen Buch „Inter*Pride – Perspektiven aus einer weltweiten Menschenrechtsbewegung“ errichten die Herausgeber*innen Paul Haller, Luan Pertl und Tinou Ponzer ein Panoptikum in dem gezeigt wird, was die Inter*-Community schon alles erreicht hat, und worauf sie stolz sein kann.

Proud to be intersex

– diesen Anspruch stellte Hida Viloria, frühere*r Vorsitzende*r der Organisation Intersex International, in einem Interview mit Paul Haller und Bettina Enzenhofer (https://anschlaege.at/yeah-interpride/) im Rahmen der zweiten Intersex Konferenz in Österreich 2015. „Das ist ja auch ein sehr schwieriges Thema für inter* Menschen, stolz sein auf unseren Körper, stolz sein auf sich. Das ist für viele schwierig, weil uns ja ein Leben lang das genaue Gegenteil eingetrichtert wird, und sogar unsere Körper operiert werden.“, erklärt Luan Pertl.

Wie komplex dieses Thema auch für die Community ist, zeigte sich in der Aufbereitung der Beiträge. Tinou Ponzer: „Wir haben immer mitbedacht, welche Begriffe kommen vielleicht bei den Leser*innen schwieriger an? Es geht ja auch um Realitäten, die mit Gewalt zu tun haben, mit gesellschaftlichem Druck, Diskriminierung, Traumata. Achtsam in die Vermittlung zu gehen war daher ein wichtiger Aspekt: Wie markieren wir manche Begriffe, was schreiben wir für eine Triggerwarnung hinein?“ Mit gleicher Sorgfalt ging das Team an die Übersetzungen der internationalen Beiträge heran: „Wir haben uns intensiv darum gekümmert, dass die Sprache wirklich auch ganz dem entspricht, wie es die Leute tatsächlich ausdrücken wollten. Das ist eine große Herausforderung gewesen, weil es zu vielen Begrifflichkeiten zu Geschlechtervielfalt und Intergeschlechtlichkeit einfach zu wenig Übersetzungspraxis und -kompetenz existiert.“

„Inter*Pride“ ist nicht nur ein Sachbuch, sondern soll die ganzen Dimensionen erfassen, um die es bei intergeschlechtlichen Realitäten geht. Die Beiträge der mehr als 30 Mitwirkenden geben neben dem Themenblock Inter*-Aktivismus in Österreich, der auch die Geschichte und die rechtliche Situation behandelt, ebenso Einblicke in den europäischen und internationalen Kontext. Inter* Personen machen auf der ganzen Welt spezifische soziale und medizinische Erfahrungen. „Inter*Pride“ möchte Antworten geben, gegen den normierenden Druck, die Tabuisierung und Pathologisierung. Die Sichtbarkeit, Selbstbestimmung und Bestärkung von intergeschlechtlichen Menschen stehen dabei klar im Vordergrund.

Ganz viel Community

Nach ganz vielen Interviews mit inter* Personen, Inter*-Aktivist*innen, aber auch Verbündeten, wird das Buch mit Biografien und künstlerischen Beiträgen abgerundet. „Community ist ein Thema, das bei fast allen vorkommt; das finde ich auch schön, wenn man darüber spricht. Das Thema Pride ist sehr stark verknüpft mit der Erfahrung, dass alle irgendwann eine Community gesucht oder gefunden haben.“, bemerkt Tinou. Und so entstand auch dieses Buch als Zusammenarbeit von VIMÖ (Verein Intergeschlechtlicher Menschen Österreich), PIÖ (Plattform Intersex Österreich) und HOSI Salzburg. Das Buch kann direkt beim Verlag oder auch bei VIMÖ bestellt werden, und findet sich natürlich auch im gut sortierten Buchhandel. Zusätzlich gibt es laufend Events und Buchpräsentation, die aktuellen Termine finden sicher immer auf www.vimoe.at und auf Social Media.

Vielen Dank an Luan Pertl und Tinou Ponzer für das Gespräch

Termine

  • Wien 7.6. – 19:30 Uhr: Buchhandlung Löwenherz (Berggasse 8, 1090 Wien), in Kooperation mit Vienna Pride
  • Salzburg 8.6. – 18 Uhr: gemeinsam mit der Ausstellung „Beautiful Freaks“ von Alex Jürgen* im Shakespeare Salzburg (Hubert Sattler Gasse 3, 5020 Salzburg)
  • Linz 24.6. – 21:30 Uhr: in der Stadtwerkstatt (Kirchengasse 4, 4040 Linz)

Von Sven Mostböck

Chefredakteur Lambda