Die große ist ein Kunstverein, der sich besonders mit der Inklusivität von Kunst beschäftigt. Der Verein ist während der Pandemie entstanden, während eines Lockdowns, aus einer leicht oder schwer angetrunkenen Idee heraus, das ließ sich später leider nicht mehr genau sagen. Mittlerweile sind wir seit etwas über einem Jahr ein eingetragener Verein, hatten bereits eine Ausstellung in den Räumen der ADA, die ziemlich gut lief, und einige kleinere Möglichkeiten unsere und die Kunst unserer Gastkünstler_innen zu präsentieren.
Kunst, so war die Ursprungsidee, muss für alle sein, nicht nur für die, die es sich leisten können, die Künstler_innen werden wollen, sondern eben auch genau für all jene, die sich noch nicht sicher sind, die sich ausprobieren wollen, die lernen wollen, wie und warum und was man überhaupt genau machen muss, um Künstler_in zu sein.
Denn nach langen Diskussionen bei unseren ersten Vereinstreffen, bei denen es auch zunächst darum ging, Grundregeln festzulegen, uns kennenzulernen, anzutrinken und später auch anzufreunden, wurde uns schnell klar wie unterschiedlich unser Verständnis von Kunst ist. Nicht nur, dass wir alle unterschiedlich arbeiten, wir alle sehen Kunst auch etwas unterschiedlich. Manche Dinge, die für mich einfach nur Dinge sind, mögen für jemand anderen der Beginn einer Skulptur sein. So kam es am Anfang zu besonders langen Diskussionen darüber, was eigentlich Kunst ist, wie man Menschen Kunst näherbringt und ob man das überhaupt muss. Da alle aus unterschiedlichen Hintergründen kommen, waren einige von uns schon an Kunstschulen, studieren Kunst oder sind auf die eine oder andere Art mit Kunst aufgewachsen, während andere überhaupt keinen Zugang zu Kunst hatten. So entstand die Idee, einen Verein für Künstler_innen und Amateure zu gründen, zu Beginn nur für uns, als eine Art Lockdown Zeitvertreib, doch die Idee wurde schnell größer. Was mit Bier und einer eher unsicher formulierten WhatsApp Gruppenbeschreibung begann, endete schnell in lautstarken Diskussionen, gemeinsamen Arbeiten und schließlich mit einem Eintrag in ein offizielles Vereinsregister. Doch natürlich wollen wir alle unserem Namen gerecht werden und groß werden, allerdings möglichst unkompliziert für alle Beteiligten.
Um so vielen Menschen wie möglich einen Zugang zu ermöglichen, haben wir uns die Idee mit den Gastkünstler_innen ausgedacht. Weil wir in der Gründungsphase beschlossen haben, dass wir trotz aller Regeln so frei wie möglich arbeiten wollen und dasselbe auch unseren Gastkünster_innen ermöglichen wollen, muss man, um ein Teil der großen zu sein, kein Teil des Vereins werden, sondern kann als Gast beitreten, um dann für eines oder mehrere Projekte bei oder mit uns zusammenzuarbeiten.
Einige dieser Projekte werden bald bei unserer Ausstellung “das große ganze” zu sehen sein. Dafür haben wir unseren Gastkünstler_innen, mit denen wir in Kontakt stehen, Bescheid gesagt, nachdem wir einen passenden Ausstellungsraum gefunden haben. All jene, die Zeit haben, die Kunst machen oder bei einem unserer Projekte mitarbeiten wollten, waren uns willkommen bei dem Versuch die Ausstellung möglichst vielfältig zu gestalten. Daher wird die Ausstellung auch den ganzen Juni gehen, es wird Konzerte, Modenschauen und Lesungen geben, um, ganz nach dem Motto des Pride Months, die Vielfalt zu zelebrieren, im besten Fall mit schöner Kunst im Hintergrund.
Unsere Vereinsmitglieder sind allesamt FLINTA* und zu einem überwiegenden Teil queer, und das ist auch etwas, was wir gerne so beibehalten würden. Was jedoch unsere Gastkünstler_innen angeht, sind wir offen für alle.
Für die große ist es wichtig, dass alle, die mit und bei uns arbeiten, unsere Statuten, in die wir viel Arbeit gesteckt haben, respektieren. Es geht uns darum, niemanden zu diskriminieren und unsere Konflikte zu lösen, auch deshalb, weil es uns darum geht, einen safe space zu bieten für Menschen, die diesen brauchen. Das kann, wenn es notwendig ist, auch über den Arbeitsraum hinausgehen. Im Prinzip ist die Idee eine simple: Menschen, die ansonsten immer wieder Schwierigkeiten haben, eine Plattform zu bekommen, also auch FLINTA und queere Personen, sind bei uns willkommen und ausdrücklich eingeladen. Hauptsächlich beschäftigen wir uns aber mit Kunst, dies ist der gemeinsame Nenner, der uns letztlich auch alle verbindet. Jeder, der Kunst macht, kann Künstler_in sein, jeder Amateur kann zum Profi werden und umgekehrt.
Auch der Name unserer nächsten Ausstellung “das große ganze” soll darauf verweisen, dass sowohl wir als auch jedes andere Kunstwerk im Endeffekt aus einigen kleinen Teilen besteht, aus Menschen, die alleine weniger geschafft hätten als zusammen, so wie auch ein Bild aus mehr als einen Pinselstrich besteht.
Bisher haben wir uns über jeden Menschen gefreut, der mit uns arbeiten wollte und wir hoffen auch, dass dies weiterhin so bleibt.
Unser Verein ist bunt und laut, es ist ein Verein aus Künstler_innen und Amateur_innen, die große ist der Beginn eines Versuches Kunst zu mehr zu machen, als das, was in einem Museum hängt, zu etwas zu machen, das uns vielleicht alle auf die eine oder andere Art verbinden kann.
IG: diegrosse_