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Gesundheit

PrEP startet in eine neue Ära

wieder ist VIELFALT der richtige Weg

PrEP steht für Prä-Expositions-Prophylaxe und ist eine medikamentöse Schutzmaßnahme vor einer HIV-Infektion. D.h., hier nehmen nachweislich HIV-negative Menschen Medikamente ein, um sich vor einer HIV-Infektion zu schützen. Zusätzlich zu den Medikamenten beinhaltet eine PrEP begleitende medizinische Kontrollen. Studien und Erfahrungswerte der letzten Jahre haben gezeigt, dass eine richtig eingesetzte und angewendete PrEP das Infektionsrisiko signifikant senkt. Grundsätzlich stellt die PrEP also eine sehr sinnvolle und äußerst effektive Schutzmöglichkeit dar.

Aktuelle Situation

Dennoch wurden die Ziele der UNAIDS (Programm der Vereinten Nationen gegen HIV/AIDS) nicht erreicht. Ursprünglich bestand das Plan, dass sich bis zum Jahr 2020 weltweit 3 Millionen Menschen mit einer PrEP schützen können. Wie so oft sieht die Realität anders aus: mit Ende 2020 waren es weniger als eine Million Menschen. Und nicht nur zu wenige Menschen beginnen mit einer PrEP, viele bleiben nicht langfristig dabei. So zeigen US-amerikanische Studien, dass zwischen 37-62% der gestarteten PrEPs bereits innerhalb von 6 Monaten wieder beendet werden. Zusätzlich kommt noch hinzu, dass die PrEP global gesehen oft nicht in den Personengruppen wirklich verbreitet ist, in denen die höchsten HIV-Infektionszahlen auftreten. Insgesamt ist diese großartige Schutzmöglichkeit also noch nicht annähernd optimal eingesetzt.

Ziele und Ideen

Daher ist es kein Wunder, dass der weltweite Aufruf und das Ziel bestehen, PrEP für bestimmte Menschen und Bevölkerungsgruppen besser verfügbar und auch im Alltag umsetzbar zu gestalten. Neben Themen wie etwa Information, Kosten und Infrastruktur, steht tatsächlich auch die PrEP selber hier im Fokus.

Seit über 10 Jahren kommt als PrEP die Kombination von zwei HIV-Wirkstoffen zum Einsatz, welche in Tablettenform täglich einzunehmen sind. Mittlerweile hat sich auch eine situationsbezogene Einnahme bei richtiger Anwendung als hoch effektiv gezeigt. Solche Tabletteneinnahmen sind jedoch für viele Menschen und in vielen Regionen der Welt aus unterschiedlichsten Gründen nicht umsetzbar. Aus diesem Grund wird an zusätzlichen Möglichkeiten geforscht, z.B. eine PrEP als Vaginalring , oder als Implantat, welches in Streichholzgröße in den Oberarm gesetzt wird und über mehrere Jahre hält. Beides sind Konzepte, die in der Schwangerschaftsverhütung bestens etabliert sindund vor allem Frauen einen selbstbestimmten und unabhängigen Schutz ermöglichen würden. Auch eine PrEP als Injektion, die nur in längeren Zeitabständen notwendig ist, kann für unterschiedlichste Menschen diesen Schutz besser anwendbar machen.

Start in eine neue Ära

Ein Schritt in eine neue Richtung wurde nun im Dezember 2021 gesetzt: Erstmals wurde in den USA eine PrEP als ­2-monatige Depotspritze zugelassen (Handelsnamen Apretude®). Möglich wurde dies durch die Entwicklung einer neuen HIV-Substanz, welche eine längere Wirkungszeit hat und damit auch als Injektion funktioniert. Sicherlich ist diese „Depotspritzen-PrEP“ in Form einer 3ml-Injektion in den Gesäßmuskel nicht für alle geeignet und auch hier sind die Abläufe inklusive der Kontrollen sehr aufmerksam zu planen und einzuhalten. Aber sie eröffnet definitiv für manche Menschen neue Optionen.

Mit Vielfalt zum Erfolg

Diese Depotspritze stellt den Start einer neuen PrEP-Ära dar. Denn je nach individueller Lebenssituation und Lebensphase, je nach umgebenden gesellschaftlichen und infrastrukturellen Gegebenheiten, haben Menschen weltweit ganz unterschiedliche Bedürfnisse, was einen effek­tiven Schutz vor HIV ausmacht. Unterschiedliche PrEP-Varianten können massiv dazu beitragen, dass dieser Schutz in Anspruch genommen werden kann. Und dass somit langfristig die UNAIDS Ziele erreicht werden können.

Daher auch hier gilt eindeutig: Vielfalt ist halt einfach der richtige Weg!

Von Birgit Leichsenring

Mikrobiologin und biomed. Wissenschaftskommunikatorin (www.med-info.at)