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Pup-Play

Seit einiger Zeit kommt es immer öfter vor, dass man Menschen mit Hundemasken online auf diversen Plattformen und auch auf den Straßen Wiens unterwegs sieht.

Vor allem rund um die Regenbogenparade in Wien, den CSDs in Rest Österreich und dem Pride-Monat tauchen diese zu Hunde gewordenen Menschen, auch Puppys genannt, auf.

Doch um was genau handelt es sich bei „Puppys“, was wörtlich übersetzt „Welpe“ bedeutet, und wo liegt hier der Ursprung? Welchen Sinn soll dieser neue Trend bringen, der sich immer mehr, nicht nur in Österreich, etabliert? Welche Voraussetzungen sind zu erfüllen und welche Regeln sind zu beachten?

Mein Name ist Pup-Rusty, bin am 14.2.2020 als neues Puppy geboren, seit knapp zwei Jahren mit Herz und Seele „Puppy“ und möchte euch heute das Thema „Pup-Play“ aus meiner Sichtweise etwas näherbringen.

Was ist ein Puppy?

Der Ursprung des Pup-Play an sich findet sich in der BDSM-Fetish Community und hat dadurch primär einen sexuellen Aspekt. Hier sei jedoch anzumerken, dass es nichts mit Zoophilie zu tun hat, um dieses Vorurteil vorweg zu beseitigen. Statt dessen ist es ein Rollenspiel, bei der man die Welt als junger Hund, als Welpe, erlebt. Es geht darum, als Puppy die Kontrolle in der Beziehung mit dem „Besitzer“, auch Owner oder Handler genannt, abzugeben und sich dadurch führen, fallen zu lassen und sich in dem sogenannten Headspace wieder zu finden. Nach außen wird das durch das Aufsetzen der Maske, der Hood gezeigt.

Jedes Puppy hat auch seinen eigenen Namen. Dieser kann von dessen Owner oder selbst ausgesucht worden sein und muss mit dem richtigen Namen nicht im Zusammenhang stehen. Meist wird hier ein Name gewählt, mit dem sich sowohl das Puppy als auch der Mensch dahinter gut identifizieren können, oder eine gewisse Story zu dem Menschen hinter der Maske erzählt. Wie es für einen gut gepflegten oder vorbildlichen Hund gehört, trägt ein Puppy seinen eigenen, sogenannten Name-Tag, der unterschiedlichste Formen, von einem Knochen bis zu einem Medaillon haben kann und auf einem Halsband getragen wird.

Vergleichbar mit den Rassen echter Hunde, gibt es diese im Pup-Play selbstverständlich auch. Hier kann eine Hunderasse gewählt werden, mit deren Art und Weise man sich gut identifiziert, im übertragenen Sinn. Des Weiteren gibt es optisch gesehen auch noch einmal einen Unterschied bei den Puppys, bzw. Pup-Playern. Dieses ergibt sich wiederum aus den Vorlieben und sogenannten Kinks des Pup-Players selbst. So gibt es „shiny“ Puppies, die in der Regel Rubber tragen, oder solche, die den Geruch und die Materialbeschaffenheit von Leder oder Neopren bevorzugen.

Foto: Thomas Eisl (IG: Thomaseisl.photography) und Maison Nyca (IG: maisonnyca)

Pup-Play

Beim Pup-Play wird man zu einem jungen Hund, verspielt, manchmal mehr, manchmal weniger brav. Ein wichtiger Teil dabei ist die Interaktion mit anderen Puppys und mit den Ownern. Mit Aufsetzen der Maske tritt man in die Rolle des Puppy und fügt sich den zuvor ausgemachten Regeln, wie zum Beispiel ein absolutes Sprechverbot. So gesehen übernimmt das Puppy den devoten Part beim Sex.

Verglichen zu anderen dominant/submissiven Rollenspielen, geht es bei Pup-Play weniger um triezen und herumkommandieren, sondern mehr um den liebevollen Umgang von Owner und Puppy. Aufgrund der zumeist eher devoten Rolle des Puppys legt in der Regel der Owner die „Regeln des Spieles“ fest. Auch kann es vorkommen, dass das Puppy, wenn es sich eher als „Streuner“ fühlt, vielleicht auch keinen festen Owner hat, und so ab und an mit einem sogenannten „Part-Time-Handler“ spielt, um Erfahrungen sammeln zu können und zu wachsen. Dieser Part-Time-Handler kann aber muss nicht immer dieselbe Person sein. Hier können immer wieder andere Spielregeln auftreten, da jeder Mensch auch andere zusätzliche sexuelle Vorlieben hat. Natürlich werden diese vor Beginn des Spiels abgeklärt; das Puppy hat sich danach diesen zu fügen.

Es gibt auch dominante Puppies, welche unter anderem auch selbst Owner/Handler sein können und zwischen diesen beiden Rollen hin und her wechseln. Ein dominantes Puppy (in seiner Rolle als Puppy) wird Alpha genannt, was uns zur Hierarchie im Pup-Play bringt. Diese ist vergleichbar mit jener in einem Rudel von Wölfen. Da ist das Alpha-Puppy, gefolgt von seinem Beta, usw.

Ist das Puppy im Besitz eines Owner, so ist nicht unüblich, dass auf der Rückseite des Name-Tags dessen Kontaktdaten eingraviert wurden. Damit wird gewährleistet, dass das Puppy sich korrekt verhält und im Falle eines Ungehorsams oder Regelverstoßes der Owner kontaktiert und informiert werden kann. Zum Beispiel, sollte es dem Puppy erlaubt sein sich „alleine“ oder mit Freunden in Clubs und Co. zu bewegen.

Dieses führt zu einem weiteren Punkt im Leben eines Puppy: Die Belohnung und Bestrafung. Hier greift ganz liebevoll das klassische Konditionieren. Bist du brav, bekommst du ein Leckerli. Dieses Leckerli kann sich in Form eines Fruchtgummis, Schokolade, eines neuen Spielzeuges, Streicheleinheiten oder was dem Puppy sonst so gefällt, äußern. Doch wird natürlich ungehorsames, falsches oder widerwilliges Verhalten bestraft.

Strafen können sich, je nach dem inwieweit dieses abgeklärt und vereinbart wurde, in Form von Spanking oder dem Tragen eines Keuschheitsgürtels über einen längeren oder nicht festgelegten Zeitraum, also der Entzug von Sex, äußern. Auch hier gilt wieder, was beiden gefällt, ist einzuhalten und es spielt Vertrauen eine große Rolle.

Eine offene Community

Pup-Play ist daher ein Fetish, der sehr vielschichtig und vielfältig ist. Einer der schönsten und zugleich auch besten Aspekte beim Leben als Puppy ist, dass es trotz der erwähnten Unterschiede in Hunderassen und Looks sowie der einzelnen Individualitäten der Pup-Player in der Community keine Gruppierungen und strikten Abgrenzungen gibt. Jeder wird akzeptiert, wie er ist, es gibt kein Shaming in Form von Kink- und Bodyshaming, etc…, und man kann problemlos über alles reden und diskutieren.

Selbstverständlich ist Pup-Play nicht nur rein sexuell. Es gibt eine große Anzahl an Puppys und Owner, die dieses Spiel als Hobby sehen, um den tristen Alltag zu entfliehen oder dadurch auch die eine oder andere Thematik von einem zweiten bzw. anderen Blickwinkel zu betrachten. Des Weiteren bringt Pup-Play den Vorteil, dass wenn man gern einen Hund möchte, diesen aufgrund von Allergien oder Zeitmangel nicht nehmen und halten kann, kümmert man sich stattdessen um ein menschliches Puppy. Pup-Play selbst findet sich zwar vorwiegend, aber nicht ausschließlich in der LGBTIQ+, bzw. der Fetisch-Community, sondern wird auch außerhalb dieser Communities betrieben und praktiziert. Wenn nun deine Neugier geweckt wurde, gehe auf die Knie, probiere es einmal aus, sieh die Welt aus einer anderen Perspektive und sei ein Puppy.

Von Pup Rusty