Sex mit Partner:in hat offenbar ein Ablaufdatum – spätestens dann, wenn unser Vögelchen so viel Torte auf der Hüfte hat, dass die Glasur reißt.
Jetzt heißt es Augen zu, Film ab. Das ist sie, die dunkelbunte Stunde des Fetischs, die ganz große Chance aufs ewige Glück. Und wir können es beweisen:
Japanwachteln wurden in einer Studie darauf konditioniert, statt mit einem lebenden Sexualpartner mit einem Fetisch, einer Puppe aus Frottee-Stoff, zu kopulieren. (So ein Gefühl soll ja auch unter Menschen vorkommen, wenn Partner und Beziehung schnarchen und du ribbelst dir einsam einen ab.)
Gewöhnlich verlernen wir aber ein so erworbenes Verhalten nach und nach (oder sogar schlagartig, mit einem neuen Pfirsich im Bett). Doch die Japanvögel pfiffen auf die Biologie und vögelten munter weiter ihre Frottee-Partner statt ihresgleichen. Der Ersatz war offenbar besser als das Original.
Die Originale freut sowas nur wenig, vermuten wir: Die Originalmutter Graugans was sicher not amused, dass ihr Konrad Lorenz die Jungen abspenstig gemacht hat. Genaueres wissen wir nicht, weil die Geschichte von den Siegern geschrieben wird und nicht von verlassenen Gänsen.
Ist aber der Reiz eingeschlafen, erwacht bei den Verlassenen die Rache. Gerne als Ruf nach dem Irrenarzt: Das ist doch kein normales Verhalten, wenn das Schweinsohr lieber einen Besen vögelt als mich? Lieber am versifften Höschen schnuppert als an meiner desodorierten Achsel? Kann man sowas heilen? Behandeln muss man’s jedenfalls.
Tante Gretl meint, in die Klapse gehört eher, wer sowas sagt. Mit Phantom-Fetischismus kennt sie sich nämlich aus. Der Mann einer Freundin war aus der Kriegsgefangenschaft libidomäßig schwerst beschädigt heimgekehrt – aber das hat ihr Sexleben eher befeuert, sagt sie: „Sie hat sich’s einfach vorgestellt, wie sich sein Maibaum anfühlt, wenn ihn noch wer aufstellen könnte.“
Das gibt es ja wirklich, die unwiderstehliche Lust an Körperteilen, sogar verlorenen: Sich aufgeilen an dem, was nicht (mehr) da ist: Endlich verstehen wir die Typen richtig, die auf den Demos mit Nazi-Beilage mitlaufen. Die fahren einfach auf das Hirn ihrer Führer ab.
Es ist daher ein ehrbares Anliegen, nützlich und sogar notwendig, wenn Lambda als Zentralorgan des autoerotischen Fortschrittes endlich den Sex mit jemandem bewirbt, den man wirklich mag: mit sich selbst.
Ein dazu hilfreiches Mittel sei der Fetisch, informiert uns die Chefredaktion in einer Vorab-Mitteilung; man möge darüber wohlwollend berichten und niemand sei dafür geeigneter als wir von der ARGE SCHAS (SCHöner Als Sex).
Nun ist der Sex mit Fetisch nicht unbedingt schöner als Sex mit irgendwem sonst – aber jedenfalls weniger riskant, wenn man von Kobold, dem Pimmelschnippler, einmal absieht, zu dem wir gleich kommen werden.
Alles, was ihr über die Risiken von Sex mit Fetisch wissen solltet, findet ihr im Buch „Ich habe mich versehentlich auf den Staubsauger gesetzt“ (wobei „Staubsauger“ auch durch „Glühbirne“, „Gartenschlauch“, „Zahnbürste“ und so weiter ersetzt werden kann).
Leder, Latex, Kleppermantel: Nur Neulinge glauben, damit wäre der Fetisch ausgereizt. Sie übersehen dabei die Snackgabel in der Harnröhre, den Schnuller im Arsch, erst gar nicht zu reden vom „Morbus Kobold“, der unter Unfallchirurgen tatsächlich so heißt, weil nur das Ansaugrohr des kleinen „Kobold“-Staubsaugers format- und längenmäßig die Ansprüche des verwöhnten Autoeroten befriedigt. (Blöd nur, dass früher gleich am Ende des Rohres ein Ventilator angebracht war, was bei maximaler Erregung zu maximaler Zerschnippelung führte. Der „Kobold“-Erzeuger Vorwerk verlängerte daher das Rohr, wirbt aber seither mit dem Spruch „Kobold – für Ihr Wohlfühlzuhause“.)
Fetischismus hat also seine gefährlichen Seiten – und rätselhafte dazu: Woran zum Beispiel inneralpine Schuhfetischisten ihr Begehren festmachen, sobald die genagelten Goiserer vom Dachboden geholt werden, oder was die Baumliebhaber (Stichwort: Astloch) so umtreibt? Ob es die Windelfetischisten mehr gebraucht mögen oder doch eher mit dem Frischeduft von Fewa?
Wie so oft, wenn wir das Leben auf den Sex reduzieren, stehen wir am Ende da wie Hamlet mit dem Totenschädel in der Hand und sagen uns: Wenn’s am Ende eh nur darauf hinausläuft, dann geht auch noch ein Löffel Schlagobers mehr auf die Torte.