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Editorial

40 Jahre HOSI Wien Lesbengruppe – 40 Jahre sichtbarer lesbischer Aktionismus

Unser Dank gilt jenen Lesben, die zu Beginn der 80er Jahre den Mut aufbrachten in einem damals rein schwulen Verein eine Lesbengruppe zu gründen – namentlich Helga Pankratz und Doris Hauberger, später auch Waltraud Riegler.

In der damaligen lesbisch-feministischen Szene wurde dieser Schritt mit großem kritischem Blick betrachtet – ja beinahe als Verrat an der Sache angesehen. Unsere Vorgängerinnen ließen sich trotzdem nicht entmutigen und mit viel Geduld und Vernetzungsarbeit konnten sie das anfängliche Misstrauen innerhalb der lesbisch-feministischen Gruppierungen zerstreuen.

Umso mehr müssen wir HOSI Lesben als Nachfolgerinnen und vor allem Nutznießerinnen der Arbeiten unserer Pionierinnen versuchen fortzusetzten, was diese so tatkräftig begonnen haben. Der Kampf um unsere Rechte und Sichtbarkeit hört nie auf – weder jener um die Erhaltung bereits Erreichtem, noch der ausstehenden (Levelling-up) Ziele.

Wir brauchen nur einen kurzen Blick über unsere Grenzen werfen – Ungarn, Polen,.. und schon erkennen wir wie schnell bereits Erreichtes zerstört werden kann. Wir müssen wachen Auges bleiben und auf den geringsten Versuch unsere Rechte zu beschneiden reagieren und zwar mit hartem „grass root“ Aktionismus.

Tatsächlich hat sich die Art des lesbischen Aktionismus während der 40 Jahre in einigen Dingen grundlegend zwar geändert, trotzem ist er nicht minder wichtig geworden.

Vieles hat sich auf die Social Media Ebene verlagert. Diese Form des Aktionismus hat tatsächlich den Vorteil innerhalb kürzester Zeit sehr viele Menschen zu erreichen. Den Nachteil darin erkennen wir persönlich jedoch darin, dass wir uns in einer digitalen „Blase“ bewegen, die nur einen Teil der Bevölkerung erreicht und auf das Formulieren von Texten beschränkt bleibt.

Daher unser Appell an die Lesbengruppe der HOSI Wien:

Setzen wir erfolgreich die Arbeit unserer Wegbereiterinnen auch in ihrem Sinne fort – erobern wir uns die Straßen zurück. Bleiben wir unbequem, laut und sichtbar, machen wir dort wo es notwendig ist auf unsere Rechte aufmerksam, fordern wir sie laut ein!!

Barbara Fröhlich, Lisa Hermanns, Petra M. Springer
Chefredakteurinnen dieser Ausgabe

Von Barbara Fröhlich

Names Project Wien