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Limitationen bei der Behandlung von STIs

Resistenzen und Compliance-Probleme

Die erfolgreiche Behandlung von sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) stellt ein multidimensionales Problem dar, bei dem die größten Hürden aus fortschreitenden Medikamentenresistenzen der Erreger und fehlender Compliance (Bereitschaft zur Therapiemitwirkung) der Patient*innen bestehen. Die Folgen solcher Resistenzen sind kompliziertere und langwierigere Therapien, nicht selten schwerere Krankheitsverläufe, unbewusste Übertragung von Erregern an andere und in manchen Fällen auch (je nach Erreger) Unfruchtbarkeit / Infertilität.

Wie entstehen antimikrobielle Resistenzen?

Ausschlaggebend für die Entstehung von Resistenzen sind bei Bakterien eine zu geringe Dosierung von Antibiotika oder eine zu kurze Einnahmedauer. Diese Faktoren bedingen, dass das betroffene Bakterium zwar geschwächt, aber nicht vollständig außer Gefecht gesetzt wird und so die Chance bekommt, sich an die neuen Bedingungen anzupassen und zu lernen sich gegen das Antibiotikum zu „wehren“ – also resistent zu werden.

Sowohl bei bakteriellen als auch bei viralen Infektionen kann es außerdem dazu kommen, dass Erreger mutieren; dies kann zufällig oder durch äußere Einflüsse (z.B. zur Resistenzentwicklung) passieren. Diese Erreger sprechen folglich nicht mehr auf bisherige Standardtherapien an und erfordern weitere Behandlungen.

Besonders in ressourcenarmen Ländern kommt es häufig zu Therapieanordnungen ohne vorherige tiefergehende Diagnostik – also nur aufgrund der klinischen Symptome. Das kann dazu führen, dass die falschen Medikamente oder die falsche Dosis von Medikamenten verabreicht und so die Resistenzbildung begünstigt wird.

Wie können antimikrobielle Resistenzen vermieden werden und was hat die Compliance damit zu tun?

Die erfolgreiche Behandlung und Vermeidung von Resistenzbildungen steht und fällt mit der Compliance der zu behandelnden Patient*innen und der professionellen Begleitung durch ärztliches Personal. Ohne die korrekte Mitwirkung am Therapieregime sind Komplikationen höchstwahrscheinlich und schaden nicht nur den Patient*innen selbst, sondern auch allen späteren Betroffenen, die mit resistenten Erregern infiziert werden.

Welche Maßnahmen können also getroffen werden, um Resistenzbildungen zu vermeiden?

● Verschriebene medikamentöse Therapien müssen ausnahmslos immer bis zum Ende des angeordneten Zyklus eingenommen werden. Auch beim Auftreten von Nebenwirkungen sollte die Entscheidung, das Medikament abzusetzen, von der behandelnden Ärztin* / von dem behandelnden Arzt* entschieden bzw. abgesegnet werden. Diese*r nimmt eine Nutzen-Nebenwirkung-Abwägung vor, stellt fest ob die Nebenwirkungen parallel zur Therapie behandelt werden können oder setzt im Falle eines tatsächlichen Therapieabbruchs eine im nahtlosen Anschluss folgende andere Therapie an.

Auch wenn Symptome der Grunderkrankung verbessert oder sogar verschwunden zu sein scheinen ist es essentiell, dass die Therapie dennoch nach Anordnung beendet wird, sodass nur temporär geschwächte Erreger keine Chance bekommen sich zu „erholen“ und resistent zu werden.

● Genauso schädlich wie das frühzeitige Absetzen von Medikamenten ist das unüberlegte Einnehmen von Medikamenten, wie etwa Antibiotika, die noch von früheren Erkrankungen zuhause herumliegen. Derartige Medikamente sollten niemals ohne ärztliche Anordnung einfach auf Verdacht eingenommen werden. Dies trifft selbstverständlich nicht nur auf STIs zu, sondern auch auf alle anderen Erkrankungen. Trotz fortschreitender Aufklärung passiert es beispielsweise auch heute noch immer wieder, dass Menschen mit einem grippalen Infekt auf Verdacht, noch vor einer ärztlichen Untersuchung, einzelne übriggebliebene Dosen eines herumliegenden alten Antibiotikums einnehmen – das im Falle eines grippalen Infekts, also eines viralen Infekts, komplett wirkungslos ist. Das Einzige, das dabei bewirkt wird ist, dass Nebenwirkungen riskiert werden und die Resistenzbildung anderer sich im Körper befindlichen Erreger begünstigt werden.

● Auch wenn Therapien langwierig sind oder aus mehreren Dosen bestehen ist es wichtig, dass die Behandlung konsequent eingehalten wird. Für Behandelnde bedeutet das, sich Zeit für Aufklärung und Fragen zu nehmen, und für Patient*innen, dass offene Fragen gestellt werden, um ein gutes Verständnis der Infektion und Therapie zu bilden.

● Ärztlich empfohlene Nachkontrollen und „Tests of Cure“ sollten immer durchgeführt werden um sicher zu gehen, dass die Infektion auch tatsächlich vollständig bekämpft wurde – auch wenn die Symptome bereits vergangen sind.

● Möglicherweise ebenfalls betroffene Sexualpartner*innen müssen über die Situation informiert werden, auch wenn es unangenehm ist über etwas derartiges zu sprechen. Behandelnde sollten Patient*innen daran erinnern um sicherzugehen, dass diese Informationsweitergabe nicht neben der Diagnosestellung und dem Therapiebeginn untergeht.

● Von Seiten der Forschung ist die laufende Weiterentwicklung von Therapiemöglichkeiten bei Resistenzen und die Verbesserung der Früherkennung (zur ehestmöglichen Behandlung von (bisher) asymptomatischen Verläufen) von großer Wichtigkeit.

Bei inkonsequenter Therapie und fehlender Compliance entsteht ein Teufelskreis: Resistenzen erfordern komplexere Therapien, komplexere Therapien führen zu einer geringeren Compliance, darunter leidet die Qualität der Behandlung, was wiederum zu Resistenzen führt.

Von Chris

Gesundheits- und KrankenpflegerIn*; arbeitet in der Gesundheitsberatung