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MC Cruising

Cruising ist seit langer Zeit Teil der queeren Kultur. Vor allem für Schwule, Bisexuelle und andere Männer, die Sex mit Männern haben, bedeutet es oft Freiräume zu schaffen, wo sie anonym und ohne Verpflichtungen aufregende sexuelle Erfahrungen machen können. Mo Blau hat sich mit dem Künstler XTZ Lamborghini getroffen, um über seine Erfahrungen mit Cruising und sexuelle Gesundheit in Wien zu sprechen. Dabei sind diese Fotos entstanden, welche einige für Cruising bekannte Orte wie Parks, Saunen, öffentliche WC-Anlagen oder Keller repräsentieren sollen.

„Nachdem ich das erste Mal Sex hatte, dachte ich ‚OMG werde ich jetzt sterben?‘, weil ich mich noch nie vorher habe testen lassen. Also bin ich gleich bei der Aidshilfe Linz, ich komme aus der Gegend,testen gegangen. Nur den Bluttest auf HIV, weil ich konnte mir als Schüler nicht alle Tests leisten. Ich hatte aus Scham so Angst, dass meine Mutter das Logo auf dem Pflaster erkennt.“

„Als ich dann in London gelebt habe, war das alles viel einfacher. Da bekommt man alles kostenlos und kann sich sogar ein Test-Set nachhause bestellen. Da hat Österreich noch einiges Aufzuholen! Dort habe ich dann auch angefangen PrEP zu nehmen, weil es super wichtig ist sich zu schützen. Auch das war gratis, ohne Rückerstattungsantrag, einfach so. Ob ich schonmal STIs hatte? Gurrrl, FULL HOUSE, ich hatte gefühlt alles schonmal. Es ist wichtig sich immer testen und auch gut behandelt zu lassen. Ich musste sogar Besuche in Österreich abbrechen, weil ich ohne Krankenkasse nicht geholfen bekommen konnte. Bei einem Hausarzt in Oberösterreich wurde ich beispielsweise erst von ihm geslutshamed und dann ohne Behandlung nach Hause geschickt, weil sie nichts da hatten: ‚da musst du nach Linz ins Spital und du bekommst Krebs, wenn du keine Kondome verwendest.‘, sagte der.“

„Das erste Mal Cruising habe ich in der SweatBox in London erlebt, das ist eine ganz bekannte Schwulensauna im Gay-Viertel. Ich hatte schon immer eine Obsession mit Cruising. Als ich noch in Oberösterreich war, hab ich das auch immer gegoogelt, diese virtuelle Tour vom Kaiserbründl gemacht, ich dachte mir: Da will ich mal hin! Am Anfang hat man sich halt noch irgendwie dirty gefühlt, überall Körperflüssigkeiten. Irgendwann graust einen aber gar nichts mehr. Vor allem, weil ich mal in einer Gay-Sauna gearbeitet hab.“

„Am liebsten mag ich Outdoor. Da kann man dann, vor allem im Sommer, den ganzen Scheiß wie Grindr einfach hinter sich lassen, endlich. Ich kann einfach rausgehen in eine Area, wo alle für das Gleiche da sind. Das einzige was mich da stört sind übergriffige Männer. Aber die motze ich dann einfach immer an, dann geht das schon.“

„I love to overshare, das heißt ich poste sogar über meine Erfahrungen bei Instagram (xtz_lamborghini). Das hat angefangen, weil ich ein Mal cum auf meinem Shirt hatte und das extrem lustig fand. Dann hab ich mich angefangen zu filmen.“

„Wannauchimmer ich cruise, fühle ich mich mit meinen queer Ancestors verbunden. Ich hab das Gefühl die Schwulen jetzt kennen nur Grindr. Das ist ihr Bezug zu queer Sex. Wie lange gibt es die Menschheit schon? Die haben es ja auch anders hinbekommen.“

„Ich hab mal ein Spiel erstellt, wo man erraten muss was verschiedene Farben von Bandanas beim Hankycode heißen. Das kennt aber fast niemand mehr. Beim Feiern in New York hab ich mich mal gefreut, dass jemand flaggt, der hatte keine Ahnung wovon ich rede. So dezidierte Men only Clubs, da fühle ich mich auch nicht wohl, das fühlt sich ein wenig toxisch für mich an. Ich bin manchmal auch mit Make-up cruisen, in Wien meistens aber FKK. Cruising Clubs sind weniger etwas für mich, weil da eine finanzielle Barriere ist. TRUE CRUISING SHOULD BE ACCESSIBLE!“

Von Mo Blau

HOSI Wien transgender Referat, früher Coming-Out-Team
(Foto: © Marie Dvorzak)