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Community & Politik

Ein Kampf ums Überleben

Trumps Politik trifft queere Organisationen weltweit

Der zunehmende Rechtsruck setzt queere Menschen unter Druck. Rechte Bewegungen gewinnen weltweit an Einfluss und damit gehen auch Angriffe auf grundlegende Freiheiten einher. Was einst als gesichert galt, wird zunehmend infrage gestellt. Die aktuelle innen- und außenpolitische Entwicklung nimmt eine besonders gefährliche Dynamik an, da queere Communitys nicht nur von ihren eigenen Regierungen bedroht werden, sondern auch essenzielle internationale Unterstützung verlieren – insbesondere die US-amerikanische. Dass sich die Lage nach Trumps Wiederwahl verschärfen würde, war zwar absehbar, jedoch treten die Konsequenzen schneller und drastischer ein als erwartet. Trump ist erst seit Kurzem im Amt und schon jetzt geraten queere Organisationen weltweit durch gekürzte internationale Fördermittel in existenzielle Schwierigkeiten.

Queere und HIV-Hilfsorganisationen unter Druck

Aufgrund ihrer Bedeutung sind die Auswirkungen der US-Politik global spürbar. Neben rechtlichen Rückschlägen trifft auch die Finanzpolitik queere Organisationen hart, da die Regierung Förderprogramme für Menschenrechte und Auslandshilfe gestoppt hat; darunter auch LGBTIQ- und HIV-Hilfsprogramme. Im Januar 2025 ordnete Präsident Trump einen 90-tägigen Stopp nahezu aller Auslandshilfen an, sogar einschließlich des President’s Emergency Plan for AIDS Relief (ein 2003 von den USA initiiertes globales Hilfsprogramm zur Bekämpfung von HIV/AIDS). Zwar wurde später eine Ausnahmegenehmigung für lebensrettende humanitäre Hilfe erteilt, jedoch mussten NGOs, die sich für die HIV-Prävention in queeren Communities einsetzen, wie beispielsweise in Uganda und Brasilien, ihre Arbeit einstellen (Quelle: HRW.ORG; AP News). Der Schaden wurde also bereits angerichtet.

In Europa sind die direkten Auswirkungen von Trumps Politik auf die Finanzierung queerer Organisationen momentan (noch) weniger offensichtlich. Allerdings müssen einige europäische NGOs, die von US-Fördergeldern abhängig sind, ihre Arbeit einschränken oder alternative Finanzierungsquellen suchen. Besonders betroffen sind davon etwa Organisationen in unseren östlichen Nachbarländern, da vor allem in sogenannten „ehemaligen Ostblockländern“ Fördergelder aus den USA eine relevante finanzielle Quelle für queere Communityarbeit darstellen. Umso wichtiger wird somit in diesen Zeiten der Beitrag von Spenden und (unabhängigen) internationalen Partner*innen. Denn wenn Regierungen finanzielle Hilfe für LGBTIQ-Projekte verweigern, liegt es an der queeren Community und ihren Allys, Solidarität mit finanziell benachteiligten Organisationen zu zeigen.

Drohen ähnliche Einschnitte auch in Österreich?

Auch wenn Österreich nicht direkt von US-Förderungen abhängig ist, könnte Trumps Politik indirekt Auswirkungen haben. Viele queere Organisationen erhalten internationale Finanzierung und sollten solche Gelder ausbleiben oder gekürzt werden, könnte das auch Projekte in Österreich betreffen. Zudem können politische Entwicklungen in den USA den gesellschaftlichen Diskurs beeinflussen und queere Menschen auch hierzulande unter Druck setzen.

Der Einfluss globaler Entwicklungen darf nicht unterschätzt werden. Die Community muss wachsam bleiben, sich vernetzen und weiterhin für ihre Rechte kämpfen. Denn wenn wir eines aus der Vergangenheit gelernt haben: Errungenschaften, die einmal erkämpft wurden, sind nie garantiert.

Von Michael Stromenger

Sozialarbeiter in Wien