Das LGBTIQ-Netzwerk bei L’Oréal
Interview mit Deborah Kutsch von Out@L’Oréal
Wie kam es denn zur Gründung von Out@l’oréal?
Bereits vor der offiziellen Gründung des Netzwerkes gab es zahlreiche Initiativen und Kooperationen für Gleichstellung und Visibilität von LGBTQIA+ Personen bei L‘Oréal. Diese gingen oft von einzelnen Mitarbeitenden oder den Marken aus. Wir haben uns gewünscht, uns zwischen den Kolleg:innen besser austauschen zu können und auch an größeren Themen gemeinsam arbeiten zu können. Anfang 2021 kam dann der große Anstoß bei L’Oréal Österreich und Deutschland, gemeinsam als Netzwerk aufzutreten und so die Bemühungen zu formalisieren, Synergien zu nutzen und klar „Flagge zu zeigen“.
Welche Aufgaben habt Ihr?
Wir sehen uns als Anlaufstelle für LGBTQIA+ Themen in Richtung Mitarbeitende, Community und Konsument:innen. Jede:r von uns widmet sich dabei einem anderen Thema – hier spielt auch die eigene Perspektive im Unternehmen eine große Rolle. Im Außendienst geht es z.B. um den Umgang mit queeren Personen in der Make-Up Beratung, während andere sich dem Thema Gleichberechtigung bei Personalthemen oder genderneutrale Toiletten widmen.
Hat sich die Lage seit der Gründung Anfang 2021 geändert?
Auf jeden Fall! Die Zusammenarbeit unter dem Netzwerk hat sehr vieles ermöglicht. Zum einen hat sich eine starke Community (inkl. Allies) innerhalb von L’Oréal entwickelt, Ideen werden ausgetauscht und auf andere Bereiche übertragen. Darüber hinaus ermöglicht es uns, übergeordnet an Themen zu arbeiten wie z.B. Trainings & Upskillings, genderneutrale Toiletten oder einem internen Transgender Leitfaden. Damit ist die Visibilität für LGBTQIA+ Personen und Themen enorm gestiegen.
Welche Bedeutung hat das Netzwerk für Dich persönlich?
Das Netzwerk gibt mir die Möglichkeit, mich für meine Überzeugungen einzusetzen und einen positiven Einfluss auf Menschen und ihre Ansichten zu haben. Ich bin wahnsinnig stolz auf unsere diversen Teams bei L’Oréal, und dass unsere Mitarbeitenden sich trauen, auch im Arbeitsumfeld wirklich sie selbst zu sein. Manchmal kontaktieren uns auch Mitarbeitende, die z.B. im Bekannten- oder Familienkreis eine queere Person haben und Fragen zum Umgang mit bestimmten Themen haben. Das freut mich dann besonders, weil man daran merkt, dass sie sich mit dem Thema auseinandersetzen und lernen wollen. Das sind Momente, in denen man merkt, dass man wirklich einen Unterschied machen kann.
Ich freue mich aber auch sehr über die neuen Impulse, die man durch den Austausch mit anderen Unternehmen erhält, die in diesem Bereich vielleicht schon weiter sind oder aber auch gerade erst anfangen sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Der Austausch kann hier sehr wertvoll sein.
Welchen Stellenwert hat das Netzwerk innerhalb von L’Oréal?
Man merkt stark, dass der Stellenwert bereits sehr hoch ist und immer weiter wächst. Wir werden in den Führungsetagen ernst genommen und bekommen aktives Gehör für unsere Anliegen. Wir sind mittlerweile fester Bestandteil des Diversity, Equity & Inclusion (DE&I) Teams.
Zu DE&I zählen auch weitere Netzwerke, die sich z.B. für Diversität im Bereich Familie, Alter oder Herkunft einsetzen. Daraus ergeben sich übrigens auch wieder spannende Schnittstellen zu Themen wie „Regenbogenfamilien“ oder Mentoring für LGBTQIA+ Geflüchtete (TENT).
Gab es anfangs Gegenwind aus der Firma oder von Kollegen?
Zum Glück nicht. Seitens der Firma habe ich zu keinem Zeitpunkt Gegenwind erlebt. Im Gegenteil: Für L’Oréal ist der Respekt der Menschenrechte unverhandelbar, dazu gehört auch der Schutz von besonders gefährdeten Gruppen und die Wertschätzung von Vielfalt. Als ich in Österreich die ersten Ideen vorgeschlagen habe, wurde ich direkt ins Führungskräftemeeting eingeladen, um alle abzuholen. Das fand ich schon sehr bezeichnend für den Stellenwert des Themas innerhalb des Unternehmens. Natürlich sind manche Dinge einfacher umzusetzen als andere und Ressourcen sind immer knapp, aber wir haben bisher sehr viel Unterstützung bekommen.
Wir versuchen grundsätzlich alle abzuholen und Berührungsängste abzubauen. Bei rund 3.000 Mitarbeitenden gibt es allerdings schon Einzelpersonen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht verstehen, warum wir dem Thema so eine große Aufmerksamkeit schenken oder sich persönlich davon distanzieren. Das sind aber zum Glück Ausnahmen. Hier hilft auch, dass wir als Unternehmen einen klaren Standpunkt einnehmen.
Wie hat sich Pride und die Kooperation mit der Pride auf Euch ausgewirkt?
Die Pride ist immer ein großes Highlight, auf das wir uns jedes Jahr sehr freuen. Durch die Kooperation bieten sich viele neue Möglichkeiten, mit der Community stärker in den Austausch zu gehen. Auch innerhalb von L‘Oréal nutzen wir die Gelegenheit gerne, um z.B. Unsicherheiten zu adressieren oder unsere Allies noch stärker zu aktivieren. Zusätzlich ist es aber auch eine tolle Möglichkeit, das „Wir-Gefühl“ weiter zu stärken, gemeinsam ein Zeichen zu setzen – wie bei der Netzwerk Gruppe auf der Parade oder beim Pride Run. Das sind für uns tolle Momente, Menschen zusammenzubringen, die gemeinsam für etwas stehen – zusätzlich zu den Gelegenheiten, die wir unterjährig schaffen.
