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Auf den Spuren der LGBTIQ+ Community

Der Monat der LGBT-Geschichte findet in Ungarn seit 11 Jahren jedes Jahr statt: bisher im Februar, aber ab diesem Jahr wird er im März gefeiert. Aber worum geht es dabei? Wo hat er angefangen? Was bedeutet er für die Gemeinschaft und warum lohnt es sich eigentlich, jedes Jahr eine so komplexe Veranstaltungsreihe auf die Beine zu stellen?

Der Monat der LGBT-Geschichte ist eine einmonatige Reihe von Veranstaltungen zum Gedenken an die Geschichte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und trans Personen, die in verschiedenen Ländern der Welt zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattfindet. In den Vereinigten Staaten und Kanada findet er im Oktober, im Monat des Internationalen Coming-out-Tags statt, in Europa gewöhnlich im Februar, in einigen Ländern wie Brasilien jedoch im Sommer, im Rahmen der Pride-Veranstaltungen.

Menschen mit unterschiedlichen sexuellen und romantischen Orientierungen waren in unserer Gesellschaft immer präsent, egal wie sehr die religiösen und politischen Stürme und Richtungen der Geschichte versucht haben, sie zum Schweigen zu bringen und auszulöschen. Diese Leute haben das Schicksal der Menschheit geprägt und durch ihre Anwesenheit und ihre Aktivitäten Werte geschaffen, auch wenn sie dabei ihr wahres Leben und ihre wahre Identität verdecken mussten. Diese Programmreihe soll diese Präsenz aufzeigen und uns an diese Leute erinnern; spielt aber auch eine wichtige Rolle beim Aufbau der Gemeinschaft.

Der LGBT History Month wurde erstmals im Oktober 1994 auf die Initiative des amerikanischen Geschichtslehrers Rodney Wilson organisiert, der an der Mehlwille High School in St. Louis County, Missouri, unterrichtete und sich als schwuler Mann darüber ärgerte, dass die LGBTQ+-Personen und ihre Geschichte in den Lehrplänen und Schulbüchern mit keinem Wort erwähnt wurden. Die Idee wurde sofort von Wilsons bester Freundin Johnda Boyce aufgegriffen, die damals an der Ohio State University Frauenstudien studierte. Die Idee, die Programmreihe im Oktober zu veranstalten, stammt auch vom Wilson: in diesem Monat befindet sich der International Comming Out Day, der an die LGBT-Märsche von 1979 und 1987 in Washington, D.C. erinnert. Die Wahl ist deshalb nicht auf den Juli, den Monat der Pride- Veranstaltungen gefallen, weil dann Schulferien sind.

Unter ihrer Leitung wurde ein Organisationskomitee gegründet, das einen Aufruf an alle Organisationen, Gemeinden, Bildungs- und Interessengruppen richtete und um Unterstützung bat. Dies führte dazu, dass sich viele Menschen an die Reihen der Unterstützer anschlossen: Senatoren, Gouverneure, Abgeordnete, Bürgermeister, usw. gaben eine gemeinsame Mitteilung heraus, in den sie die Veranstaltung begrüßten.

Das Organisationskomitee und später dann die Gerber/Hart Bibliothek und Archiv für Schwulen und Lesben stellte Lehrplanvorschläge für den Monat der LGBT-Geschichte zusammen und verschickten sie für 5 Dollar an die interessierten High Schools, Colleges, Universitäten und Kollektiven. Viele Bildungseinrichtungen im ganzen Land haben sich ihnen angeschlossen, obwohl einige durch den Widerstand mancher Eltern blockiert wurden.

Die Kampagne war erfolgreich: in 1995 wurde über den zweiten Geschichtsmonat in der nationalen Zeitschrift Newsweek berichtet, und er stand sofort im Rampenlicht. Das mobilisierte auch die Gegner, wie Concerned Women for America, angeführt von Beverly LaHaye, und das Eagle Forum, angeführt von Phyllis Schlafly, die die Veranstaltung als eine Form der Indoktrination betrachteten. In Zeitungen wurden ganzseitige Anzeigen gegen die Veranstaltung veröffentlicht, um Eltern davon zu überzeugen, den LGBT History Month zu verhindern. Die einzige vorübergehende Folge davon war, dass die National Education Association den Vorschlag annahm, der verbietet alle Geschichtsmonate in ihren Erklärungen ausdrücklich zu erwähnen (Neben dem Monat der LGBT-Geschichte gibt es auch den Monat der Afroamerikanischen Geschichte und den Monat der Geschichte der Frauen).

Jedes Jahr wählen die Organisatoren 31 noch lebende oder schon verstorbene LGBTQ-Ikonen aus, die an einem bestimmten Tag des Monats auf ihrer Website in irgendeiner Form (Video, Text, Biografie, Bilder und sonstiges Bildungsmaterial) gewürdigt werden.

Eröffnung mit Sue Sanders (links: Dolmetscherin Anna Székely; Foto: Takács Mária)
Eröffnung mit Sue Sanders (links: Dolmetscherin Anna Székely; Foto: Takács Mária)

Ungarn schloss sich 2013 der Veranstaltungsreihe an: Mitglieder der Labris Lesbian Association nahmen 2012 an einem Workshop in Ljubljana teil, wo LGBT Youth Scotland, der Koordinator der schottischen Veranstaltungen, acht weitere Länder an der Organisation ihres eigenen allerersten Monates der LGBT-Geschichte beteiligte. Im Jahr 2012 wurde die Programreihe in der Slowakei, Rumänien und Slowenien, und in 2013 in Tschechien, Irland, Litauen, in der Niederlande und Ungarn eingeführt. Im Februar 2013 fing nach monatelangen Vorbereitungen die erste Veranstaltungsreihe mit fast 30 Veranstaltungen unter dem Motto „Bist du in unserer Geschichte?“ an.

Seitdem ist die Zahl der Programme auf über 50 gestiegen, die nun nicht nur in der Hauptstadt, sondern auch in mehreren Provinzstädten, wie Szeged und Debrecen, organisiert werden. Die Programme befassen sich mit Themen wie z.B.: Leben und Gesamtwerke bekannter Persönlichkeiten, die Geschichte von Organisationen und Gruppen, die Geschichte von LGBT-Ereignissen, Erscheinen von LGBTQ+-Themen aus sozialer, rechtlicher, literarischer, kultureller und filmhistorischer Sicht sowie das geistige Wohlbefinden der Gemeinschaft. Das alles wird präsentiert durch Ausstellungen, Diskussionsrunden, Stadtrundgänge, Workshops, Pub-Quiz und Filmabende.

Die Eröffnungszeremonie wird immer von jemandem eröffnet, der in der LGBTQ+-Gemeinschaft eine wichtige Rolle spielt. In 2023 wurde sie von Sue Sanders aus dem Vereinigten Königreich eröffnet, die an der Organisation des LGBT History Month im Jahr 2005 beteiligt war und seitdem ein aktives Mitglied der LGBTQ+-Gemeinschaft ist. Unter den mehr als 100 Gästen waren nicht nur LGBTQ+ Menschen, sondern auch Unterstützer wie Leute von der niederländischen, britischen, norwegischen und amerikanischen Botschaft oder der Vizebürgermeister von Budapest und viele andere.

Die Veranstaltungsreihe wird derzeit von drei Organisationen durchgeführt: der Labris Lesbian Association, der Background Society und ab 2020 der Szimpozion Association. Darüber hinaus helfen Mitglieder der Gemeinschaft freiwillig bei der Durchführung der Programme.

Wir sind glücklich, in einer Zeit zu leben, in der sich die Welt in Richtung Akzeptanz und Toleranz gegenüber Vielfalt bewegt. Und der Monat der LGBT-Geschichte erinnert uns daran, dass die von unseren Vorgängern erworbenen Rechte und Erfolge nicht für immer gelten und dass der Kampf für Freiheit und Gleichheit niemals aufhören kann.

Ich hoffe, dass wir Österreich irgendwann unter unseren Mitgliedern begrüßen dürfen, denn ich bin sicher, dass es Geschichten gibt, die sich lohnen, erzählt und erinnert zu werden!

Von Zoltán Török